DFB-Pokal Viertelfinale bei Hertha in Berlin (0:2) am 08.02.2012

Die Viertelfinalspiele des DFB-Pokals zog kurz vor Weihnachten Melanie Behringer und bescherte uns eine  Invasion in der Bundeshauptstadt bei der alten Dame Hertha am Mittwochabend. Der Grundstein für diesen Wettbewerb wurde 1935 durch den damaligen Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten unter der Bezeichnung „Deutsche Vereins­pokal­­meisterschaft“ nach englischem Vorbild gelegt. Das Endspiel fand meist im Winter statt und um den ersten Pokal wetteiferten mehr als 4000 Mannschaften. Am 08.12.1935 setzte sich im Finale die Mannschaft des 1.FC Nürnberg gegen Schalke 04 durch und gewann als erste Mannschaft den „Tschammerpokal“. Zwischen 1943 und 1952 fand durch den zweiten Weltkrieg und dessen Folgen der Wettbewerb nicht statt. 1952/53 als DFB-Vereinspokal wieder eingeführt, war es die Mannschaft von Rot-Weiss Essen, die sich im ersten Nachkriegsfinale in Düsseldorf gegen Alemannia Aachen durchsetzte. Mit Einführung der Fußball-Bundesliga veränderte man auch den Spielbetrieb. Seither wird gleichzeitig zum Ligabetrieb gespielt und das Endspiel bildet den krönenden Abschluss der Spielzeit. Erst seit 1985 findet das Finale alljährlich im Berliner Olympiastadion statt und in diesem neuen Wettbewerb gab es die Paarung Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach bereits viermal. Abgesehen vom ersten Aufeinandertreffen am 04.01.1969 fanden alle folgenden Spiele in Berlin statt und keines war ein Finalspiel. Beide Mannschaften konnten sich jeweils zweimal durchsetzen, wobei die letzten Tore für unsere Borussia beim 3:1 Achtelfinalsieg am 20.02.1971 durch Peter Dietrich, Horst Köppel und Jupp Heynckes fielen. Die beiden letzten Spiele endeten nicht nur zu Gunsten der Berliner, unsere Fohlen trafen dabei nicht einmal ins Tor. Auch wenn in Berlin gerade die Medien mehr über den zehnten Bundespräsidenten Christian Wulff und seinen Verdächtigungen der Vorteilsnahme berichteten, war das Interesse für das fünfte Auf­ein­ander­treffen beider Mannschaften so groß, dass erstmals eine Bustour für die recht kurze Strecke organisiert wurde. Das Angebot wurde rege von Missionaren, Starken Sachsen und  Borussenfreunden genutzt und so füllte sich der Bus bei jedem Zustieg, bevor man die letzten mehr als 100 Kilometer gemeinsam zurücklegte. Auch die durch die ortsansässigen Ordnungskräfte initiierte kleine Irrfahrt zum Olympia­stadion nahmen alle mit Humor und voller Vorfreude ging es, wie schon vor 2 Jahren, bei eiskalten Temperaturen ins Stadion.

Zum Spiel: Unser Trainer Lucien Favre stellte die Mannschaft auf den Rasen, die am Wochenende zuvor den 40.Punkt der Saison in Wolfsburg erkämpfte. Die eisigen Temperaturen schienen auch auf dem Spielfeld zu herrschen, denn keine Mannschaft erspielte sich anfangs eine zwingende Chance. Die Gastgeber gingen härter in die Zweikämpfe und hatten durch Lasogga und Raffael einige gute Möglichkeiten, die entweder zu unplatziert waren oder durch MAtS abgewehrt wurden. Im ersten Durchgang kann man als Chance für unsere Fohlen nur den Kopfballversuch von Patrick Herrmann zählen. Nach der Halbzeitpause agierten unsere Fohlen besser und versuchten ansatzweise Herthas Torwart Kraft unter Druck zu setzen. Leider fehlte immer wieder nur ein Wimpernschlag für eine Torchance. Aber auch die Berliner hatten durch Niemeyer eine gute Möglichkeit als dessen Distanzschuss den Pfosten traf. Die meiste Zeit über bewegte sich der Ball aber zwischen den Strafräumen. Etwa 10 Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit tauchte der mittlerweile eingewechselte Igor de Camargo nach schönem Anspiel von Mike Hanke vor Torhüter Kraft auf, konnte aber das Spielgerät nicht kontrollieren und so blieb es beim torlosen Unentschieden. Dies bedeutete für die meisten der fast 50 000 Zuschauer weitere dreißig Minuten in der Eiseskälte. Nach etwa zehn Minuten in der Verlängerung spielte Juan Arango einen langen Ball über die Viererkette der Berliner. Diesen versuchte Igor de Camargo zu erreichen, aber Torhüter Kraft war schneller und Berlins Spieler Hubnik sicherte zusätzlich ab. Die Situation schien geklärt, doch Hubnik rannte wie von einer Tarantel gestochen auf Igor zu, gab dabei einige Worte ab und stieß ihn mit seinem Brustkorb um. Schiedsrichter Dr. Brych zögerte nicht, entschied auf Strafstoß und schickte den Übeltäter duschen. Auch wenn es Michael Skibbe, der erst kurz vor Weihnachten Markus Babbel als Trainer ablöste, nicht glauben wollte, im Gästeblock interessierte dies niemanden. Die typischen Spielchen gegenüber dem Elfmeterschützen folgten, so auch von Torhüter Kraft. Davon ließ sich Kapitän Filip Daems nicht beeindrucken und verwandelte sicher. Im Block gab es kein Halten mehr. Sollte dies den Einzug ins Halbfinale bedeuten? Die zahlenmäßige Überlegenheit war in der Folgezeit leider nicht zu erkennen und so brachte jeder verlorene Ball auch die Gefahr auf den Ausgleich. Unsere Jungs schienen sich ihrer Sache schon sicher zu sein. Etwa fünf Minuten vor dem Ende der Verlängerung hatte Mike Hanke die größte Chance das Spiel zu entscheiden, aber seinen Schuss aus spitzem Winkel parierte Kraft. Diese Nachlässigkeit hätte sich kurze Zeit später beinahe gerächt. Nach einem langen Ball machte der Berliner Ramos erst alles richtig, brachte den Ball unter Kontrolle, ließ Dante ins Leere laufen und schoss dann den Ball zum Glück weit am Tor vorbei. Unser Trainer Lucien Favre brachte in der Nachspielzeit Oscar Wendt. Kurz nach dessen Einwechslung verlängerte Igor de Camargo einen langen Ball etwa am Mittelkreis per Kopf in den Lauf von Juan Arango. Dieser lief bis zur Strafraumgrenze und legte mit der Hacke auf den mitgelaufenen Oscar Wendt ab. Mit seiner ersten Ballberührung schiebt er den Ball durch die Beine von Kraft ins Tor. Damit war das Spiel endgültig entschieden und wurde nicht noch einmal angepfiffen. Man jubelte im Gästeblock und feierte anschließend gemeinsam mit der Mannschaft den Einzug ins Halbfinale.  

Fazit:  Zwar kein überragendes Spiel abgeliefert, aber bei eiskalten Temperaturen die Chancen eiskalt genutzt und nach 8 Jahren wieder einmal ein Halbfinale erreicht.

Überglücklich ging es zurück zum Bus. Die Rückreiseroute musste noch verändert werden, da die Berliner Polizei ein Aufeinandertreffen mit Anhänger von Hertha BSC verhindern wollte. So führte die Fahrt am olympischen Dorf von 1936 vorbei. Dieses wurde nach dem Krieg von der sowjetischen Besatzungsarmee bis zu dessen Abzug 1992 genutzt. Die teilweise marode historische Bausubstanz steht unter Denkmalschutz und wurde von der DKB-Stiftung für gesellschaftliches Engagement erworben. Diese bemüht sich um den Erhalt der verbliebenen Gebäude, so auch um das Sportlerheim „Dessau“. Der Bus erreichte den Zwischenstopp in der Nähe der Stadt Dessau noch vor Mitternacht und so endete für die ersten Fahrtteilnehmer die Invasion verhältnismäßig zeitig. Die meisten Borussen beschäftigten sich mit Fragen, wie: Wer wird der Halbfinalgegner werden? Vielleicht die Kleeblätter aus Fürth, die falsche Borussia oder Jungs von Don Jupp aus München? oder Wer hat Heimrecht? Bis zur Auslosung am Samstagabend bleiben diese aber unbeantwortet.