Invasion auf dem Betzenberg (1:2) am 18.02.2012

Mit Autos und Zügen reisten am dritten Samstag im Februar einige Missionare zur Invasion in die rheinland-pfälzische Industrie- und Universitätsstadt Kaiserslautern, die knapp 100 000 Einwohner zählt. Als Villa Luthra wurde die Stadt um 830 erstmals urkundlich erwähnt und wird auch Barbarossastadt genannt. Barbarossa errichtete nach 1152 dort eine Pfalz. Eine Pfalz war damals ein Stützpunkt für den reisenden König, damit er nah an seinen wirtschaftenden Gefolgsleuten sein und sich so deren Probleme annehmen konnte. In dieser Zeit gab es in Abständen von einer Tagesreise zu Pferd auch meist eine Pfalz, da der König keinen Hauptsitz hatte. Uns zog es aber nicht in die sich dort entwickelte Stadt und auch nicht zu dem nur wenige Kilometer entfernten größten Stützpunkt der US Air Force außerhalb der USA, der Ramstein Air Base, wo sich am 28.August 1988 eine der größten Katastrophen während einer Flugschau ereignete. Unser Ziel war der 285 Meter hohen Betzenberg, der sich etwa 50 Meter über die Stadt erhebt und wo sich im gleichnamigen Stadtteil das Fritz-Walter-Stadion befindet. In dessen Nähe befindet sich der Wildpark am Betzenberg, der 1970 zum Zweck der Betrachtung von einheimischen Tierarten gegründet wurde und heute eine Artenschutzfunktion für diese vom Aussterben bedrohten und seltenen Tierarten hat. Der Sportplatz Betzenberg wurde über die Jahre bis zum Stadion am Betzenberg erweitert und 1985 anlässlich des 65-sten Geburtstages des Kapitäns des Fußballweltmeisters von 1954 und der FC K-Meistermannschaften 1951 und 1953 sowie Ehrenspielführers der Nationalmannschaft in Fritz-Walter-Stadion umbenannt. Im Zuge der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2006 erfolgte ein Umbau, wobei durch die Insolvenz des Bauunternehmens Philipp Holzmann eine finanzielle Schieflage eintrat und das Stadion verkauft werden musste. Nach dem Umbau wurden Konstruktionsmängel sichtbar als Schäden am Dach auftraten und das Stadion vorübergehend gesperrt wurde. Nach der Beseitigung der Mängel  traten keine weiteren Beeinträchtigungen auf und auf dem Dach befindet sich jetzt sogar eine Solaranlage. Im Fritz-Walter-Stadion trägt der 1.FC Kaiserslautern seine Heimspiele aus, der aus mehreren Vereinsfusionen 1931 hervor ging und dessen Spieler häufig auch “Rote Teufel” genannt werden. Obwohl die Vereinsfarben rot-weiß sind, spielten die Mannschaften häufig ganz in rot und die Bezeichnung “Teufel” ist bereits in einer Ausgabe des “Kicker” von 1934 zu finden und bezieht sich auf die damalige Mannschaft, die wie wildgewordene Teufel umher rannten und mit ihren Gegner meist “Schlitten” fuhren. Heute galt es aber den Teufel bei den Hörnern zu packen und nach über 16 Jahren am Ende einen Auswärtssieg zu feiern. Die Missionare trafen sich vorm Spiel am Aufgang zu den Blöcken und man war sich einig, die Verzögerungen beim Einlass waren beabsichtigt. Pro Eingang gab es 2 Kontrolleure für die männlichen und eine Kontrolleurin für die weiblichen Gäste, was für die mitgereisten Borussen eindeutig zu wenig war. Zum Glück verlief alles friedlich.

Zum Spiel: Unser Trainer Lucien Favre brachte seine Startelf und musste nur den erkrankten Mike Hanke durch Igor de Camargo ersetzen. Unsere Fohlen starteten furios und hatten durch Juan Arango auch gleich eine Torchance. Sein Schuss ging nur knapp über den Kasten von Kaiserslauterns Schlussmann Trapp. Es waren keine zehn Minuten gespielt, da spielte Igor de Camargo in den Lauf von Patrick Herrmann. Dieser setzte sich im Laufduell mit Lauterns Jessen durch und ließ auch Trapp keine Chance. Der Betzenberg bebte im Gästebereich, die Borussen lagen sich in den Armen und unsere Spieler versammelten sich um das Geburtstagskind Roman Neustädter und zelebrierten einen besonderen Torjubel. Kurz darauf beging das Geburtstagskind ein Foul in aussichtsreicher Position für die Gastgeber. Den Freistoß trat Lauterns de Witt und dessen Schuss knallte an den Querbalken. Unser Torwart Marc-Andre ter Stegen wäre machtlos gewesen. Fast im Gegenzug passte Marco Reus auf Juan Arango, der mit einem sehenswerten Außenristschuss Torhüter Trapp keine Chance lies und auf Zwei zu Null erhöhte. Im Block war der Teufel los. Anschließend nahmen unsere Fohlen das Tempo heraus und verwalteten den Vorsprung. Ab und zu tauchten die Hausherren vor MAtS auf, aber eine nennenswerte Chance ergab sich nicht. Das Spiel fand viel zwischen den Strafräumen statt und bei einem dieser Zweikämpfe verletzte sich Patrick Herrmann so schwer, dass Mathew Leckie ihn ersetzen musste. Später vernahm man die Diagnose Schlüsselbeinbruch, was wahrscheinlich das Ende für diese Saison bedeutet.

In der Halbzeitpause schien Kaiserslauterns Trainer Marco Kurz die richtigen Worte gefunden zu haben, denn die Hausherren versuchten das Spiel an sich zu reißen, auch wenn durch Igor de Camargo und Roel Brouwers zwei Kopfballchancen unserer Fohlen die ersten Chancen in der zweiten Halbzeit waren. Bei einem Angriff der Gastgeber fehlte irgendwie ein Mittelfeldspieler, der sich dem ballführenden Jessen in den Weg stellte und so zog dieser vorm Strafraum einfach mal ab und sein nicht alltäglicher Schuss landete unhaltbar für MAtS im Torwinkel. Der Anschlusstreffer beflügelte die Gastgeber und so folgten Chancen für Borysiuk und Kouemaha. Die Abwehr kam ins wanken, konnte sich aber immer wieder aufrichten und überstand unbeschadet die Druckphase. Kurz vor Spielende wurde Mathew Leckie ohne erkennbare Verletzung durch Oscar Wendt ersetzt und kurz darauf versuchte Juan Arango einen Fallrückzieher, welcher aber am Tor vorbei ging. Die vielen Ungenauigkeiten in den Zuspielen waren sicherlich auf den Rasen, der eher einem Acker glich, zurück zu führen und schienen mit jeder Spielminute mehr zu werden. Schiedsrichter Michael Weiner zögerte dann den Jubel der Borussen über den Auswärtssieg noch lange hinaus, vielleicht hoffte er auf den Ausgleichstreffer der Gastgeber. Es gab schließlich hier des Öfteren schon Spiele, die in der Nachspielzeit entschieden wurden, anders konnte man sich die lange Nachspielzeit nicht erklären. So erinnern sich sicherlich noch einige Borussen an den 24.04.1998 als Olaf Marschall mit seinen Treffern den 2:0 Rückstand egalisierte und in der Nachspielzeit den Siegtreffer gegen uns markierte oder an den 05.08.2001 als Borussia bis zur 89.Minute mit 2:1 führte und durch einen verwandelten Foulelfmeter und den Treffer von Ramzy in der 94.Minute noch das Spiel verlor. Zum Glück traf kein Spieler mehr ins Tor und es konnte gefeiert werden.

Fazit:  Zu Beginn ein tolles Spiel mit Superstimmung und am Ende nach langer Durststrecke endlich mal wieder ein Sieg auf dem Betzenberg.

Man feierte mit der Mannschaft, blieb noch etwas im Gästeblock und genoss den Auswärtssieg bevor man das Kartenguthaben leerte und sich allmählich Richtung Beförderungsmittel begab. Bei der Abreise durch das Zentrum von Kaiserslautern brauchte man Geduld, da es nur stockend bis zur Autobahn ging. Die weitere Rückreise verlief ohne Verzögerung, da zum Samstagabend fast alle Straßen leer waren. Die meisten Missionare erreichten ihre Heimat noch vor Mitternacht und waren sich einig, diese Invasion hatte sich gelohnt.