Invasion bei Eisern Union (2:0) am 23.11.2019

Das erste Bundesligaspiel zwischen Union Berlin und unserer Borussia aus Mönchengladbach wollten mehr Borussen sehen als es Karten gab. Einige von ihnen sahen vor 6864 Tagen im Stadion An der Alten Försterei das Halbfinale im DFB-Pokal zwischen den damaligen Drittligisten aus Köpenick und unserer damaligen Zweitligamannschaft mit Uwe Kamps und Max Eberl als Spieler. Durch viel Schnee an diesem Tag, war nicht sicher, ob dieses Spiel stattfinden würde. Nach Radioaufrufen schafften es Fans, dass Spielfeld zu beräumen und nach der regulären Spielzeit stand es 2:2 Unentschieden. Nach dem Elfmeterschießen zogen die Berliner ins Finale ein und verloren dieses gegen Schalke. Andere erinnerten sich an das besuchte Testspiel vor 3395 Tagen, welches ebenfalls im Stadion an der Alten Försterei zur Saisonvorbereitung stattfand und vor dem Spiel etliche Borussen mit Ausflugsbooten über die Spree anreisten. Dieses Spiel ging durch Mo Idrissous Tore und Karim Matmours Tor sowie dem Ehrentreffer von Polenz für die Eisernen mit 4:1 an die Fohlen, die am Ende der Saison die Relegation gegen den VfL Bochum spielten und in der ersten Liga blieben. Nun hatte der Kultverein aus dem Osten Berlins sich in der Relegation gegen den VfB Stuttgart durchgesetzt und ist in die erste Bundesliga aufgestiegen. Dieser Verein hat eine wechselhafte lange Geschichte. So gründete sich am 17.06.1906 der FC Olympia Oberschöneweide durch den Zusammenschluss der Berliner Vereine Preußen, Frisch Auf und Vorwärts mit den Vereinsfarben Blau-Weiß. Später verbündete man sich zum Spielbetrieb mit anderen Vereinen. Im Februar 1909 löste man sich vom BTuFC Union 1892 und nannte sich fortan Union Oberschöneweide. Bereits ab 1920 spielten sie in der Sportanlage Sadowa, an deren heutiger Stelle sich das Stadion An der Alten Försterei befindet. Als Verein der Arbeiterklasse und wohl durch die blaue Spielerkleidung wurden sie als „Schlosserjungs“ bezeichnet und so entwickelte sich der Schlachtruf Eisern Union. Bedingt durch den zweiten Weltkrieg und den politischen Gegebenheiten erfolgten etliche Umbenennungen, so zum Beispiel in BSG Motor Schöneweide mit Änderung der Vereinsfarben zu Rot-Weiß. Als Bestandteil des Vereins TSC Oberschöneweide schafften sie 1965 den Aufstieg in die DDR-Oberliga und durch einen politischen Beschluss trennten sich die Fußballer vom Verein und gründeten am 20.01.1966 den  1.FC Union Berlin, dessen größter Erfolg der Gewinn des FDGB-Pokals 1968 ist. Das Fanprojekt und der Fanclub „Spreeborussen“ erinnerten sich an die Anreise auf der Spree vor 9 Jahren und luden zu einem Spree-Convoy ein. Dem Aufruf folgten etwa eintausend Borussen, darunter auch Missionare. Einer startete früh mit der Bahn in die Bundeshauptstadt und traf in der „Villa“ alte und neue bekannte Borussen und gemeinsam ging es zum Bootsableger in Charlottenburg. Dort starteten von Booten der Wasserschutzpolizei begleitet die Spreeausflugsboote „Spree-Comptess“ und „Kreuzberg“. Als das letztgenannte Boot sich mit Borussenlieder singenden Fans der Fußgängerbrücke Wullenwebersteg näherte, standen auf dieser eine Handvoll dunkel gekleidete Personen, die ohne Ankündigung oder hörbare Laute Dinge in Richtung Boot warfen. Dabei trafen sie nicht nur Gladbachfans oder mitreisende Unionfans, sondern auch den Kapitän. Am Ende dieses Angriffs stellte man fest, dass neben Eiern und einigen Steinen auch Fäkalien dabei waren. Das Begleitboot war zu dieser Zeit weit entfernt, so dass diese weder die Verstörten fotografieren, filmen oder sonst wie eingreifen konnten. Zum Glück gab es bei dem Angriff der Chaoten auf normale Fans keine schweren Verletzungen und so konnte weiter mit Bit und Diebels gefeiert werden, während andere Missionare da gerade erst von zu Hause aufbrachen. Durch den Angriff auf das Ausflugsboot kam es auf der Spree zu Verzögerungen, da wohl die weiteren Brücken erst kontrolliert wurden, was die Borussen auf dem Boot nicht störte. Am Hauptbahnhof traf man auf das Ausflugsboot „Spree-Comptess“ und gemeinsam wartete man bis auch die Borussen auf dem Ausflugsboot „Spree-Prinzessin“ waren. Im Convoy ging es am Bundestag und an der Museumsinsel vorbei bis zur Schleuse Mühlendamm. An der Janowitzbrücke stiegen die letzten der tausend Borussen auf das wartende Ausflugsboot Köpenick und mit vier Booten ging es weiter gen Osten vorbei am Plänterwald bis zum Anleger Luisenhain in Köpenick. Von dort aus ging es zu Fuß über die Dammbrücke zum Stadion, wo man weitere Missionare begrüßte. Das Banner fand einen Platz im gut gefüllten Block und bevor das Spiel startete, wurde es dunkel. Der komplette Block war Teil einer Choreographie und so konnte kaum ein Gast im Block die Mannschaften beim Betreten des Rasens sehen oder die Choreographie der Unioner zur Verabschiedung ihres Vorsängers Vossi alias Fabian Voss, der nach 13 Jahren dieses Spiel zum Anlass nahm, Platz für einen Nachfolger zu machen.

Zum Spiel:

Trainer Marco Rose änderte die Startformation im Vergleich zum Heimsieg gegen Werder Bremen auf zwei Positionen und schickte folgende Elf auf den Rasen. So stand Yann Sommer im Tor, davor verteidigten Stefan Lainer, Matthias Ginter, Nico Elvedi und Oscar Wendt, im Mittelfeld verteilten sich Christoph Kramer, Denis Zakaria und Florian Neuhaus sowie Marcus Thuram, Patrick Herrmann und Alassane Plea im Angriff. Der aktuelle deutsche Tabellenführer hatte die ersten großen Chancen.

So verpasste Denis Zakaria aus 16 Metern nur knapp den Kasten von Unions Schlussmann Gikiewicz und später hielt dieser einen Kopfball von Marcus Thuram. Die größte Chance hatte aber Patrick Herrmann, dessen Kopfball am Pfosten landete. Leider rächte sich fast im Gegenzug die mangelnde Chancenverwertung. So nutzten die Hausherren einen schlecht vorgetragenen Angriff, bei den sie das Spielgerät eroberten und der Unioner Ingvartsen von der Strafraumgrenze an den zweiten Pfosten flankte, wo Ujah frei zum Kopfball kam und Yann Sommer keine Chance zur Abwehr ließ. Der Treffer zeigt seine Wirkung und die Hausherren übernahmen das Spiel und hatten gute fünf Minuten später durch den dreiundzwanzigjährigen Dänen Ingvartsen nach einem Abwehrfehler eine Chance, die am Pfosten endete. Kurz vor dem Halbzeitpfiff durch den DFB-Schiedsrichter des Jahres 2018 hatte Alassane Plea die Riesengelegenheit zum Ausgleich. Patrick Herrmann spielte auf Alassane Plea, der den Ball gut mitnahm und allein aufs Unioner Tor zulief. Leider scheiterte er mit seinem Schuss an Gikiewicz.

Unverändert betraten beide Mannschaften den Platz. Die Fohlen hatten zwar viel den Ball, leisteten sich aber auch viele Fehlpässe, während die Hausherren aufopfernd verteidigten und auf Konterchancen lauerten. So hatte Union durch Anderson eine gut herausgespielte Chance an deren Ende Yann Sommer das Spielgerät sicher in den Händen hielt. Es dauerte bis etwa zehn Minuten vor Spielende, ehe die einzige nennenswerte Chance für die Fohlen in der zweiten Hälfte zu sehen war. Nach langem Pass auf Patrick Herrmann landete dessen Schuss am Außennetz. Kurz vor dem Schlusspfiff durch den Münchner Dr.Felix Brych bekamen viele Fernsehzuschauer durch die Berichterstattung ein falsches Bild. Die Gladbacher wollten keinen Platzsturm machen, sondern einem ihrer Vorsänger helfen, der bei einem Bruch einer Stange auf dem Zaun in den Innenbereich gefallen war. Friedlich gingen sie zurück und fast in diesem Moment passierte in der Nachspielzeit der zweite Treffer für die Köpenicker. Bei einem schnellen Angriff der Berliner landete der abgewehrte Ball auf dem Kopf von Anderson, der sich diese Chance nicht nehmen ließ und zum Endstand ins Tor köpfte.

Fazit: Ideenlos gegen aufopfernd kämpfende Unioner verdient verloren!

Vor dem Spiel stand es schon fest, dass unsere Fohlen trotz der verdienten Niederlage immer noch Spitzenreiter sind. Ob dies ein Grund war, warum das Spiel ideenlos wirkte und auch die Wechsel keine Impulse setzten, ist nicht bekannt. Die meisten Borussen verließen das Stadion enttäuscht, auch einige Missionare. Die mit dem Boot angereisten schafften es fast alle, rechtzeitig die Bahn zu erreichen und fuhren kostengünstig und klimaneutral mit dem Berlin-Brandenburg Ticket zurück. Nur ein Borusse musste sich allein durchschlagen, aber auch er kam noch vor Mitternacht zu Hause an.