Invasion bei Bayer (3:6) am 29.08.2010

In die rechtsrheinische Großstadt Leverkusen reiste zum Sonntagnach­mittags­spiel eine kleine Abordnung. Es ging ins Stadion des dort ansässigen Unternehmens der chemischen und pharmazeutischen Industrie, welches weltweit über 100 000 Mitarbeiter hat und seinen Umsatz überwiegend in den Branchen Arzneimittel, Pflanzenschutzmittel und Kunststoffe erwirtschaftet. Eine kleinere Sparte in diesem Unternehmen bzw. eine hundertprozentiges Tochterunternehmen ist die „Werkself“, die sich die Markenrechte für „Vizekusen“ und „Meisterkusen“ sicherte. Bereits im Jahre 1989 entstand dort mit den „Mad Boyz Leverkusen“ einer der ersten ultraorientierten Fanclubs Deutschlands. Die höchste Heimniederlage der Werkself mit 1:5 gab es am 14.Februar 1981 durch unsere Borussia als auch am 21.Januar 1984 durch die Bayern. Der letzte Sieg der Fohlen war, durch ein Tor von Heiko Herrlich, am 05.März 1994, den ein Invasionsteilnehmer bei seinem letzten Stadionbesuch in Leverkusen bejubeln konnte. Jede Serie kann einmal enden und so machten sich 2 Invasionsteilnehmer früh am Morgen mit der Bahn auf den Weg nach Halle/Saale, um von dort aus die Invasion mit dem PKW zu starten. Über recht leere Autobahnen kam man zügig am Zielort an. Bis zum Spielbeginn war noch ausreichend Zeit und so versuchte man das Banner schon ins Stadion zu bringen. Leider war dies nicht möglich und man wurde drauf hingewiesen, dass dies erst zum offiziellen Einlass ins Stadion möglich sei. Auf Anfrage bekam man noch Tipps zum Mittagessen und in diese Richtung machte man sich auch auf den Weg. Die Wahl fiel auf das Restaurant „Schnitzel Hans“. Das Essen war lecker und kaum zu schaffen, man wollte nicht wissen, wie groß erst das „Calli-Schnitzel“(1200g) gewesen wäre. Nach einigen Reagenzgläsern Kölsch begab man sich wieder zum Stadion. Obwohl es genügend werbefreie Plätze im Oberrang gab, musste das Banner am Eingang abgegeben werden. Es wurde von den Ordnern zwischen den Werbebanden ausgelegt. Zu diesem Zeitpunkt waren mehr Gladbacher im Stadion als Heimfans. Man traf bekannte Gesichter und nach einer kleinen Choreographie der UL begann das Spiel.

Zum Spiel:

Unser Trainer Michael Frontzeck veränderte die Mannschaft gegenüber dem Unentschieden gegen die Franken aus Nürnberg nur auf einer Position. Patrick Herrmann stand für den verletzten Kaim Matmour auf dem Rasen. Unsere Fohlen überließen den Hausherren zu Spielbeginn viel Ballbesitz, standen gut zum Gegner und ließen die ersten zehn Minuten keine Torchance zu. So prüfte der Leverkusener Kießling unseren Torwart Logan Bailly mit einem Kopfball. Ihre weiteren Versuche endeten stets an unserem Strafraum. Die folgenden Konterchancen unserer Fohlen waren gefährlich und dank des energischen Einsatzes von Mo Idrissou, der sich einen verlorenen Ball gegen Vidal erkämpfte, und dessen flacher Paß in den Strafraum Patrick Herrmann am kurzen Pfosten unhaltbar für Adler zum Führungstreffer vollendete. Der Gästeblock war außer sich und viele Borussen schauten sich ungläubig an. Kurz darauf konnte Michael Bradley nach einer Ecke den Ball am Fünfmeterraum nicht im Tor versenken. Im Gegenzug machten die Hausherren alles richtig. Castro wurde nicht angegriffen und seine Flanke konnte Derdiyok per Kopf an Logan Bailly ins Netz drücken. Durch den Ausgleich waren die Fohlen aber nicht geschockt und so konnte ein munteres Spiel verfolgt werden, das Torchancen für beide Mannschaften bot. Nach einem Konter konnte Leverkusens Schlussmann Adler den Schuß von Michael Bradley nur zur Ecke lenkte. Aus dieser ergab sich die nächste Chance durch Marko Reus, aber auch sein Schuß wurde von Adler zur Ecke abgewehrt. Auch diese Ecke wurde abgewehrt und den folgende Fernschuss von Thorben Marx wehrte Adler zwar ab, aber vor die Füße von Roel Brouwers, der die Chance nutzte und den Ball über die Torlinie drückte. Wieder flogen vor Freude volle Bierbecher durch den Block und es gab kein Halten mehr. Fast im Gegenzug verpatzte Logan Bailly einen Abschlag und Barnetta verfehlte nur knapp das Tor zum erneuten Ausgleich. Kurz darauf wurde Arango im Strafraum gefoult und die meisten rechneten mit einem Pfiff von Schiedsrichter Wolfgang Stark, dieser blieb, wie bereits in anderen Situationen vorher auch schon, aus und irgendwann bekam Patrick Herrmann den Ball und schoß einfach mal den Ball ins lange Eck zum 1 zu 3 Halbzeitstand. Die mitgereisten Gladbachfans konnten es kaum glauben, lagen sich in den Armen und feierten ihre Mannschaft noch während der Pause. Die Mannschaften kamen ohne Auswechslung wieder auf den Rasen zurück und der Schuß von Marco Reus, nach schöner Kombination mit Mo Idrissou, landete auf dem Netz. Ein schönes Freistoßtor von Arango schien die Vorentscheidung zu bedeuten. Im Gästeblock war die Freude riesig, leider währte sie nicht lange, denn fast im Gegenzug zeigte, nach einem Zweikampf zwischen Thorben Marx und Vidal, Schiedsrichter Stark auf Elfmeterpunkt. Der gefoulte Spieler trat selbst an und verwandelte sicher. Wer nun gedacht hätte, unsere Fohlen würden die Köpfe hängen lassen, wurde eines besseren belehrt. Kaum einen Angriff später nahm Arango die Hereingabe von Marco Reus direkt ab, Adler konnte parieren, aber gegen Nachschuß von Mo Idrissou hatte er keine Chance. Dies war bereits das fünfte Tor in einem Auswärtsspiel, die Borussen im Block glaubten zu träumen und feierten ausgelassen. Der kaum aufgefallene Michael Ballack tauschte mit Bender die Plätze und auch Barnetta musste vom Platz, für ihn kam Jörgensen. Es folgte ein minutenlanger Wechselgesang zwischen Ober- und Unterrang des Gästeblocks, an dem sich auch die vielen Borussen im weiten Rund beteiligten, der nach einem wunderschön herausgespielten Konter mit einem Tor von Marco Reus endete und in einen unbeschreiblichen Jubel überging. Die meisten Borussen freuten sich so sehr, dass sie den dritten Treffer der Hausherren durch Kießling kaum mitbekamen. Dieser war zwar grenzwärtig, aber dies störte die meisten nicht mehr. Es waren zwar noch 20 Minuten zu spielen, aber an diesem Tag lief alles super für unsere Mannschaft. Ob die Hausherren noch einmal ins Spiel gefunden hätten, wenn der Schuß von Jörgensen ins Tor gegangen wäre, ist reine Spekulation. Vielleicht hätten unsere Fohlen noch ein Tor nachgelegt. Es feierten die mitgereisten Borussen jede Ballberührung und verabschiedeten bei jeder Auswechslung die Spieler und begrüßten die frischen Kräfte, bei einem Wechsel tauschten unsere Weihnachtsfeiergäste Marco Reus und Roman Neustädter die Plätze. Pünktlich ertönte der Abpfiff und im Block war allen klar, dass dies ein historischer Sieg war.

Fazit:

Ein toller Sieg durch eine geschlossene Mannschaftsleistung. Sechs Tore in einem Auswärtsspiel bei einer Mannschaft, die um die Meisterschaft mitspielt. Es waren die meisten Gegentreffer für Leverkusen in einem Heimspiel. Dieses Spiel macht Freude auf weitere Spiele.

Überglücklich ging es zum Auto zurück. Ohne größere Staus erreichte man wieder Halle/Saale. Leider wurde der Zug knapp verpasst und so gönnte man sich noch Getränke in der Bahnhof-Lounge. Die Zugfahrt verlief nicht problemlos und so benötigte der Zug für die halbstündige Strecke 70 Minuten. Die Ansage vom Zugpersonal, dass der letzte Zug für Reisende in Richtung Bernburg nicht wartet, wird für diese sicherlich nicht erfreulich gewesen sein. Den Missionaren störte dies nicht, schwelgten sie doch noch in den Erlebnissen des Spiels. “Gegen Gladbach kann man mal verlieren…“