CL-Invasion bei Manchester City (4:2) am 08.12.2015

Ein Wunsch nach der Gründung unseres Fanclubs war es, einmal mit unseren Fohlen auf der “Insel” zu sein. Im runden Jubiläumsjahr war es endlich soweit. Für viele Missionare begann die Reise bereits zur Geisterstunde und so machten sie sich auf in die ehemalige Arbeiterstadt Manchester. Der Großteil der Missionare startete gemeinsam mit Borussen der Fanclubs “Kyffhäuserfohlen”, “Starken Sachsen” und “Ronneburger Gessental-Fohlen” sowie Borussiafreunde vom noch Flughafen Berlin-Schönefeld aus. Nach fast 2 Stunden erfolgte eine gekonnte Landung  auf dem Londoner Flughafen Stansted. 1991 eröffnete der Flughafen auf dem ehemaligen Royal Air Force Gelände als Entlastung für die Flughäfen Heathrow und Gatwick. Der von der Manchester Airports Group betriebene Flughafen liegt etwa 55 km nordöstlich der Innenstadt von London. Der bestellte Bus für die Fahrt in die Stadt mit mehr als 500000 Einwohnern wurde gefunden und die Bierfrösche verteilten die vorbestellten Getränke. Für die über 200 Meilen wählte der englische Busfahrer die M 6, das M steht für motorway, was die Autobahnen kennzeichnet, und die A 14, eine wichtige Fernverkehrsstraße, entspricht in etwa der deutschen Bundesstraße. Auf Höhe von Coventry wurde eine Rast gemacht. Einigen fielen die Bombenangriffe auf die Stadt im zweiten Weltkrieg ein. Am 14. November 1940 flog die deutsche Luftwaffe unter dem Decknamen “Unternehmen Mondscheinsonate” einen schweren Bombenangriff auf Coventry, der in erster Linie einem am südlichen Rand des Stadtzentrums gelegenen Flugmotorenwerk galt, aber auch zahlreichen anderen Unternehmen des Maschinen- und Fahrzeugbaus in der Stadt. Neben großen Teilen der Innenstadt wurden 4330 Häuser und unersetzliche Kulturgüter, wie die mittelalterliche St Michael’s Cathedral, zerstört. 568 Menschen kamen ums Leben. Es war der Angriff, der die meisten Todesopfer aller deutschen Luftangriffe in England gefordert hatte.

Nach der Stärkung ging es problemlos weiter in die Stadt, dessen Einwohner Mancunians genannt werden. Im Jahr 79 ließ der römische Feldherr Gnaeus Julius Agricola am Zusammenfluss des Irwell und des Medlock ein Kastell errichten. Es wurde Mamucium genannt, das lateinische Wort für „brustförmiger Hügel“. Der Wortteil chester erinnert auch an die römische Zeit und bedeutet Lager. Nachdem die Römer im Jahr 407 Großbritannien verlassen hatten, blieb die Gegend lange Zeit unbewohnt, bis im 7. Jahrhundert die Angelsachsen sich dort niederließen, wobei diese antiken Sachsen nicht zu verwechseln sind mit den späteren Sachsen des Hochmittelalters und den Bewohnern des heutigen Bundeslandes Sachsen. Sie gründeten ein Dorf mit dem Namen Mameceaster, woraus sich dann Manchester entwickelte. Das kleine Dorf Manchester stieg im 13. Jahrhundert zu einer Marktsiedlung auf und erhielt schon im Jahre 1222 das Recht einen Markt zu haben. Im 14. Jahrhundert wanderten Flandern nach Manchester und ließen sich dort nieder, sie begründeten die Tradition der Wollverarbeitung und Leinenherstellung. Manchester erlebte dadurch eine Blütezeit und spielte eine Schlüsselrolle während der Zeit der Industriellen Revolution. Die zahlreichen Bäche, die in den Pennines nördlich und östlich der Stadt entsprangen, waren ideal für die Errichtung von Baumwollspinnereien, die durch Wasserkraft angetrieben wurden. Die Eröffnung des Bridgewater-Kanals 1761, der von den Kohlegruben des Duke of Bridgewater in Worsley bis nach Manchester führte, stellte einen Verkehrsweg zur Verfügung, der für den sicheren und preiswerten Transport von Kohle für die Dampfmaschinen und Haushalte in Manchester und für den Abtransport von Fabrikgütern aus Manchester sorgte. Er verläuft ohne jegliche Schleusen auf einem Niveau. Die meisten Arbeiter wurden zu Hungerlöhnen angestellt und mussten in erbärmlichen Zuständen leben, obwohl die blühende Textilindustrie zu einer Expansion der Stadt und zur Bildung eines breiten Vorortgürtels führte. Die Weltwirtschaftskrise 1929 traf die Stadt hart, da die Textilindustrie bis zur Bedeutungslosigkeit herab sank und sich die Wirtschaftsstruktur änderte. Manchester übernahm eine Führungsrolle in der Informatik, da der „Vater“ der modernen Computer, Alan Turing, an der Universität Manchester lehrte. Am 15. Juni 1996 explodierten hunderte Kilogramm Sprengstoff im Zentrum Manchesters, aber durch eine vorherige Warnung kamen glücklicherweise keine Menschen ums Leben. Als Folge der Wiederaufbaumaßnahmen und einer günstigen Wirtschaftsentwicklung hat die gesamte Innenstadt Manchesters in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung erfahren. Das Stadtbild wird heutzutage durch Kaufhäuser der gehobenen Klasse sowie Luxuswohnungen und futuristische Architektur mitgeprägt. Der tiefgreifende Strukturwandel hat in der städtischen Wirtschafts- und Sozialstruktur tiefe Spuren hinterlassen, hier findet man sowohl sehr wohlhabende als auch die ärmsten Haushalte Großbritanniens. Davon machten sich die Borussen selbst ein Bild, aber erst nachdem die Hotelbar besucht und man ausgehfertig fürs Champions League Spiel war. Wenige bemerkten, dass sie Quartier gegenüber eines der früher international bekanntesten Clubs der Stadt, dem “Fac 51 Hacienda” bezogen. Der Club eröffnete 1982 und bestand bis 1997. Heute befinden sich dort Luxusappartements und nur kleine Schriftzüge erinnern noch daran. Die meisten Borussen liefen zum Treffpunkt für den Bannermarsch zum Stadion, aber nicht ohne vorher ein paar britische Bier und Speisen zu sich genommen zu haben. Die Preise auf dem Manchester Weihnachtsmarkt luden jedenfalls nicht zum Verweilen ein und so waren die Lokale rund um den Piccadilly Garden überfüllt. Irgendwo traf man auch die Missionare, die schon länger in der Stadt waren und die die beiden Stadion in Liverpool sowie das Old Trafford Stadion besucht hatten.

Fast pünktlich setzten sich für den Bannermarsch entlang der fast zwei Meilen hunderte Borussen in Bewegung. Im Dunkeln tauchte irgendwann das ehemalige City of Manchester Stadion (COMS) auf, welches dem derzeit wohl reichsten Fußballklub der Erde gehört. Im Jahr des Vereinstiefpunktes 1998 spielte der Verein in der dritten englischen Liga und hatte seit 1970 keinen Triumph mehr gefeiert. Durch den Einstieg namhafter Sponsoren werden Summen im Zusammenhang mit dem Verein genannt, von denen unsere Bundesligisten nur träumen können. Wenn es mit den Citizens so weiter geht, werden die derzeit noch das Vereinswappen zierenden drei Sterne bald Meistersterne sein. Dies interessierte aber die Borussen an den Einlasskontrollen und im Stadion nicht. Sie suchten sich ein Plätzchen im nicht ausverkauften Stadion und einige fanden auch eines für ihr Banner. Pünktlich lauschten sie vorerst zum letzten Mal der Champions League Hymne.

Zum Spiel: Unser Trainer André Schubert vertraute denselben Spielern, die am letzten Wochenende dem FC Bayern die erste Saisonniederlage beschert hatten. Unsere Borussen versteckten sich nicht und hatten kurz nach Spielbeginn durch Julian Korb auch gleich eine super Torchance. Sein Schuss flog leider übers Tor von Citizens Torwart Hart. Es folgte ein Spiel im Mittelfeld und fast aus dem nichts erzielten die Gastgeber den ersten Treffer. Mit einem Hackenpass spielte Sterling auf Silva, der das Spielgerät aus fast unmöglichem Winkel unter die Latte hämmerte. Nun hörte man erstmals die Heimfans im Stadion. Die Antwort der Fohlenelf folgte prompt und nicht nur auf den Rängen. Lars Stindl spielte auf Julian Korb  und der schoss das Leder per Direktabnahme diesmal flach ins Eck. Der Ausgleich war geschafft und der Gästeblock tobte!!! Die Hausherren wirkten verunsichert, während unsere Fohlen sich den Ball sauber zuspielten und es ging weiter. Nach einem schnellen Angriff schoss Lars Stindl aufs Tor, sein Schuss wurde abgeblockt und landete bei Oscar Wendt. Dessen Hereingabe landet über Fabian Johnson bei Raffael, der flach ins Eck traf. “Sollte wir hier doch gewinnen und im Februar weiter international dabei sein?” fragten sich die meisten Borussen. Ohne Nachspielzeit pfiff der niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie zum Pausentee.

Alkoholische Getränke zeigten zwar die Zapfhähne an, aber ausgeschenkt werden durfte davon nichts. Mit Beginn der zweiten Halbzeit übernahm Manchester City die Spielkontrolle. Die Fohlen kamen gar nicht mehr aus der eigenen Hälfte heraus und sahen sich einem Angriff nach dem anderen gegenüber. Im Mittelpunkt standen nun Yann Sommer und Sterling, so rettete Yann Sommer nach einer Brustablage von Nico Elvedi gegen Sterling, wenig später parierte er einen Schuss von Sterling und verhinderte mit einem tollen Reflex erneut gegen Sterling den Ausgleich. Die Fohlen wankten und kamen mit der fast Manndeckung der Hausherren nicht zurecht und verloren recht schnell das Spielgerät. Es kam kaum noch zu Entlastungen und wenn doch, waren sie harmlos, wie der Freistoß von Granit Xhaka. Die Fohlenanhänger gaben auf den Rängen alles und regierten im Stadion bis Sterling den Traum platzen ließ. Eine Hereingabe von Clichy etwa zehn Minuten vor dem Ende landete bei Sterling, der den Ausgleich markierte. Nun hörte man leider auch mal die Engländer. Unsere Fohlen waren so geschockt, dass kaum eine Minute später erneut Sterling mit einem Schlenzer seinen zweiten Treffer markierte und damit das Spiel drehte. Nur fünf Minuten später spielte Havard Nordtveit unfreiwillig Doppelpass mit Bony der zum Endstand traf. Da zu diesem Zeitpunkt im Parallelspiel Sevilla gegen Juventus in Führung lag, war das Ausscheiden unserer Borussen damit besiegelt.

Fazit:  Ein tolles Spiel unserer Fohlen, welches uns eine Halbzeit lang an ein Weiterkommen glauben ließ! Leider reichte eine tolle Halbzeit gegen diese Millionentruppe nicht aus.

Die erste Champions League Gruppenphase beendeten unsere Fohlen in dieser Hammergruppe mit dem Vorjahresfinalsten der Champions League aus Turin, den millionenschweren Jungs von Manchester City und dem amtierende Europa League Sieger aus Sevilla mit einem Sieg, zwei Unentschieden und drei Niederlagen. Danke Jungs für die tollen Spiele und vielleicht gibt es bald eine Fortsetzung des “Abenteuer Europa”. Individuell machten sich alle auf den Weg in ihre Hotels und an die Bars. Während der Großteil in Manchester noch frühstückte, landeten einige Missionare bereits sicher in der Heimat. Pünktlich verließ der Bus der Manchesterreisegruppe die Stadt und problemlos erreichten sie den Flughafen London-Stansted.  Die Sicherheitskontrollen waren schon interessant, aber später beim letzten Bier auf der Insel hatte das Lieblingsthema wieder Vorrang. Der Flug zurück ins kühlere Heimatland verlief ohne Turbolenzen und auch die Taxen nach Hause standen bereit. Nach fast 50 Stunden endete wieder eine tolle Reise mit unserer Borussia und alle sind sich einig, wenn es wieder quer durch Europa geht, sind die Koffer der Missionare wieder bereit…