Weisweilerelf in Holzweißig am 10.09.2017

Holzweißig erlebt Fußballfest mit Gladbacher Ex- Profis (von Holger Bär) 

Weisweiler Elf vom Niederrhein gibt sich zum Anfassen nah+++BiWo´s OB Armin Schenk mit Ehrenanstoß+++zwei Sandersdorfer sorgen für Ehrentreffer der Gastgeber

Das Drehbuch hätte niemand besser schreiben können. Lars Zängler als einer der Hauptinitiatoren des Tages brachte es in einem einfachen Satz auf den Punkt. „Mit aller Fantasie hätten wir uns diesen Tag im Vorfeld nicht schöner ausmalen können”.

Der Einstieg in die Festwoche um „10 Jahre große gemeinsame Stadt Bitterfeld- Wolfen“ erhielt seine Initialzündung auf dem idyllischen Sportareal des Holzweißiger SV. Eine Idee- entstanden in einer Runde von Freunden- fand ihre geniale Umsetzung. Man nahm Kontakt in Richtung Bundesligist Borussia Mönchengladbach auf, und holte sich anlässlich des anstehenden Stadtjubiläums mit der Weisweiler Elf die Traditionsmannschaft des fünffachen Deutschen Fußballmeisters vom Niederrhein hier in den Landkreis Anhalt- Bitterfeld. Es sollte vor allem für die vielen angereisten Gladbach- Fans, aber auch nicht zuletzt für den normalen Fußballkonsumenten ein tolles Erlebnis werden. Denn die Gladbacher kamen und präsentierten sich als Menschen zum Anfassen.

Am Abend zuvor kickte die Weisweiler Elf mit Anstoß 16 Uhr noch anlässlich des 125- jährigen Bestehens des OSC Vellmar, einem Vorort im hessischen Kassel. Spät traf man in Bitterfeld- Wolfen ein. Für echte einstige Fußballprofis aber lange nicht zu spät, um sich gemeinsam mit den Gastgebern um die Holzweißiger Manfred Zängler und Frank Thorandt noch bis des Nachtens zwei Uhr ein Bierchen in der Seensucht am Goitzschesee zu genehmigen. Was keiner ahnte: Die Jungs um ihren Kapitän Karl- Heinz Pflipsen standen nach schnellem Frühstück als einer der ersten mit ihrem fußballerischem Marschgepäck im Holzweißiger Stadion der Bergarbeiter parat. Mit dem Ruf nach Kaffee ließen sich die einstigen Profis folglich an keiner Stelle lumpen. „Ich weiß nicht, wie es andere Traditionsmannschaften handhaben, ob diese vielleicht sogar unnahbar auftreten. Ich kann nur sagen, wir sind wie wir sind, und werden genau aus diesem Grunde gern zu solch Freundschaftsspielen eingeladen“. So erklärte es Andreas Brandts. Der einst auch für Alemannia Aachen und Fortuna Köln aktive Brandts bestritt für Borussia Mönchengladbach neben der Bundesliga auch UEFA- Cupspiele gegen Partizan Belgrad, Feyenoord Rotterdam oder Vitoria Guimaraes. Ob Brandts, die einstigen Mittelfeldmotoren Kalla Pflipsen und Peter Wynhoff oder der mittlerweile 57- jährige und mit 92 Toren dritterfolgreichste Gladbacher Stürmer Hans- Jörg Criens- sie alle gaben sich, als wäre man mit ihnen schon aus der Kindheit her befreundet. Und allein diese drei kommen in ihrer Profikarriere zusammen auf 727 Spiele und 163 Tore für den Bundesligisten.

Um all diese Jungs zu sehen, machten sich auch so einige mitteldeutsche Fanclubs an besagtem Sonntag auf den Weg nach Holzweißig. Der Veranstalter hatte so einige von ihnen vorher kontaktiert. Und die Treuesten der Treuen zeigten, dass man- so man Fan ist- nicht nur an der Lizenzabteilung, sondern am kompletten Verein VfL Borussia hängt. Und so nutzten eben verschiedene Fanclubs diesen sonnigen Tag für einen Ausflug in den Landkreis ABI. Ob die Borussen vom Nordharz, vom Kyffhäuser, Meister Fuppe oder die gleich um die Ecke angereiste Fraktion der Hänicher Borussen. Die Jungs und Mädels aus Gräfenhainichen hatten sich bereits im Vorfeld gefreut und kamen mit knapp zwanzig Gladbachanhängern. Fehlte nur noch- bzw. fehlte nicht- die Borussenmission aus dem eigenen Landkreis. Aken, Köthen, Dessau- alles keine Entferungen, und so hing auch das Banner der „ VfL- Missionare“ vor dem Goitzschehügel, auf welchem mit dem Bitterfelder Bogen Bitterfeld- Wolfens Wahrzeichen thront. Auch durch ihr kommen kam man in Holzweißig- rechnet man die Einlaufkinder unter 12 Jahren dazu- fast auf eine vierstellige Zuschauerzahl.

Während sich die drei Strategen Wynhoff, Pflipsen und Criens gemeinsam mit Peer Kluge den Zuschauern und Moderator Holger Bär  im Vorfeld einem kleinen Frage- Antwortspiel stellten und ordentlich aus dem Nähkästchen plauderten, war es der gebürtige Togolese Jacques Goumai, der nach dem Bambinispiel zwischen Gastgeber Holzweißiger SV und dem VfB Preußen Greppin die Kiddis mit einem engagierten Schnuppertraining auf Trab hielt. Der Countdown für das erwartete Spiel lief also in absolut tollen Bahnen, denn sogar das Tage zuvor oft launische bis schlechte Wetter zeigte sich seiner von traumhaften Spätsommerseite.

Bevor Schiedsrichter Thomas Thrun den Hauptakt mit seinem Anpfiff 14 Uhr eröffnete und der Ehrenanstoß von Oberbürgermeister Armin Schenk vollzogen wurde, ehrten die Holzweißiger unter Beifall mit Erhard Kohl im Vorfeld ein verdientes Vereinsmitglied, welcher knappe dreißig Jahre als Schiedsrichter landauf und landab unterwegs war. Erst kürzlich musste Kohl die Pfeife aus gesundheitlichen Gründen verstummen lassen.

Dass ausgerechnet mit Peer Kluge ein Sachse für die Gladbacher als erster in die Maschen der Stadtauswahl traf, passte dann auch voll ins Geschehen. Der Mittelfeldakteur, welcher einst Trainerlegende Hans Meyer vom Chemnitzer FC zu Borussia Mönchengladbach folgte, absolvierte seinen ersten Auftritt im Trikot der Weisweiler Elf und sollte zugleich treffen. Die Ex- Profis zeigten den zweiundzwanzig aus allen Vereinen der Stadt Bitterfeld- Wolfen zusammengewürfelten Kickern, warum einst genau sie um die großen Fußballpokale Deutschlands und Europas kickten. Beim 0:7 war es dem einstigen Sandersdorfer Oberligaakteur Nicky Ebert vorbehalten, den 1:7- Ehrentreffer zu setzen. “Den wollte ich halten, konnte es aber nicht“, gab Borussenkeeper Jörg Kaessmann im Nachgang zu. Nachdem seine Kollegen das Resultat gegen ständig das Personal wechselnde Gastgeber fortan locker auf 1:11 hochschraubten, ließ man beim Wiederanstoß der Hausherren gewollt eine Gasse. Sören Regul- einer der Sponsoren des Abends und eigentlich Tischtennisspieler bei Union Sandersdorf- ging allein auf Kaessmann zu. „Ich wusste, dass ich den mache“, so der Sandersdorfer mit einem Lachen. „Und ich wollte den Ball mit aller Macht halten, mache aber genau als er zum Schuss ansetzt einen Schritt und bin damit geschlagen“, antwortete Kaessmann auf die Aktion zum 2:11- Endstand. Später Sonntagnachmittag und vor dem Gladbachern noch 530 Kilometer Autobahn- den Jungs gefiel es bei den Gastgebern. Während man gemeinsam im Festzelt einen Happen zu sich nahm, die Gladbacher für jedermann per Autogramm und Foto parat standen und alle den Geschichten der Ex- Bundesligaprofis lauschten, gab ihr Torwart Jörg Kaessmann noch eine Sondervorstellung. Die angereisten Kinder und Jugendlichen durften sich eine halbe Stunde lang vom Elfmeterpunkt gegen den Mann versuchen, welcher der die Weisweiler- Elf mit seinen Paraden im letzten Januar in Berlins Max- Schmeling- Halle zum großen Sieg beim Traditionsmasters verhalf.

Am Ende des Tages wusste man in Holzweißig, dass sich sämtliche Mühen, Investitionen und Meetings gelohnt hatten. Eines sah und hörte man aber auch: Der Osten, der Landkreis ABI und speziell Holzweißig hat auch den Männern vom Niederhein aus Mönchengladbach riesigen Spaß bereitet.

Aufstellungen:

Weisweiler Elf: Jörg Kaessmann, Matthias Hagner, Jamel el Khattouti, Valandi Anagnoustou, Peer Kluge, Peter Wynhoff, Andreas Brandts, Jacques Goumai, Karl- Heinz Pflipsen, Martin Schneider, Orkan Özkaya # Jörg Jung, Hans- Jörg Criens, Uwe Weber

Stadtauswahl BiWo: Tino Bräutigam, Steven Pick, Tobias Grüneberg, Uwe Bittl, Udo Schneider, Frank Schneider, André Mennicke, Mike Pfuhl, Patrick Pforr, Kay Metzing, Jens Schubert # Ronny Claus, Andreas Graul, Daniel Winterle, Nicky Ebert, Steffen Maier, Michael Stäubert, Sören Regul, Ralf Ensmenger

 Tore: 0:1 Peer Kluge/5., 0:2 Jacques Goumai/17., 0:3,0:4 Peter Wynhoff/20.HE/26., 0:5 Jacques Goumai/28., 0:6 Karl- Heinz Pflipsen/46., 0:7 Uwe Weber/49., 1:7 Nicky Ebert/57., 1:8 Uwe Weber/67., 1:9 Karl- Heinz Pflipsen/70., 1:10 Uwe Weber/72., 1:11 Martin Schneider/75., 2:11 Sören Regul/76.

 Schiedsrichter: Thomas Thrun, Daniel Fritsche, Stefan Cordes

 Zuschauer: 734