Invasion in der Messestadt (1:1) am 21.09.2016

Zum vierten Spiel der Saison mussten unsere Fohlen Mittwochabend in die Stadt des ersten deutschen Fußballmeisters. Für uns Missionare folglich ein Spiel fast vor der Haustür, welches aber im Vorfeld zu kontroversen Diskussionen führte. Über ein richtig oder falsch musste jeder für sich entscheiden. Da einige Borussen vor fast 23 Jahren schon einmal hier waren, hatte dieses Spiel für sie einen besonderen Reiz. 1956 wurde aus Kriegstrümmern das Leipziger Sportforum durch über 180 000 freiwillige Helfer errichtet. In nur 16 Monaten schufen sie dabei auch das „Stadion der Hunderttausend“ mit einem Glockenturm nach dem Entwurf von Karl Sourandy. Dieses Stadion hält den gültigen Zuschauerrekord für Fußballpunktspiele in Deutschland. Am 9.9.1956 sahen dort über 100 000 Zuschauer das Leipziger Ortsderby zwischen SC Rotation und SC Lokomotive. Später trug hier der 1966 gegründete 1.FC Lokomotive Leipzig seine internationalen Spiele aus. Nach fast 40 Jahren war das Stadion aber in einem so maroden Zustand, dass der DFB nur 40 000 Zuschauer zuließ. In das Zentralstadion pilgerten am 02.Oktober 1993 nur etwa 10 000 Zuschauer, darunter auch einige Missionare. Am 10.Spieltag traf unsere Borussia damals auf den VfB Leipzig, eigentlich aber auf den 1.FC Lokomotive Leipzig. Der Verein entschied sich 1991 wohl aus Tradition, der VfB Leipzig wurde 1903 immerhin der erste Deutsche Fußballmeister, dazu, den alten Namen aus der Zeit vor 1945 wieder zu übernehmen und den Namen aus der Zeit des Sozialismus abzulegen. Im Herbst 1993 trennte man sich 1:1 Unentschieden durch den Führungstreffer von Bachirou Salou und dem Ausgleich durch den verwandelten Foulelfmeter von Dirk Anders, den unser Torwart Uwe Kamps nicht verhindern konnte. Dieses Spiel pfiff der promovierte Zahnmediziner Dr. Markus Merk und an der Seitenlinie standen die namhaften Trainer Bernd Stange für Leipzig und Bernd Krauss für die Borussia, mit dem unsere Fohlen 1995 deutscher Pokalsieger wurden. Der VfB Leipzig konnte die Klasse nicht halten und stieg in den Folgejahren bis in die Oberliga ab. Der Schuldenberg war so groß, dass es im Juli 2004 zur Vereinsauflösung kam. Diese Entwicklung ahnten ein paar Fans und gründeten am 10.12.2003 den 1.FC Lokomotive Leipzig neu. Dieser spielt im 1920 für den VfB Leipzig geschaffenen ehemaligen Probstheidaer Stadion, welches seit 1949 den Namen des ersten Sportfunktionärs der Stadt Leipzig nach dem zweiten Weltkrieg trägt. Unsere Fohlen nutzten das Bruno-Plache-Stadion mit seiner berühmten Holztribüne und bereiteten sich auf das Spiel am Abend im ehemaligen Zentralstadion vor, welches 2006 für die Fußball-WM umgebaut wurde. Es blieben die Hauptgebäude und der Glockenturm erhalten und das neue Stadion wurde in das alte Stadion „eingebettet“, der begrünte Wall erinnert noch heute an die einstige Größe. Das Stadion heißt seit 2010 Red Bull Arena und ist die Heimstätte von Rasen Ballsport Leipzig. Nachdem 2006 der Einstieg des Getränkeherstellers beim FC Sachsen Leipzig scheiterte, wurde im Mai 2009 Rasen Ballsport Leipzig ins Leben gerufen. Der Name VfB Leipzig wäre sicherlich möglich gewesen, aber da der Verein ursprünglich Red Bull Leipzig heißen sollte, war es nicht im Interesse des Investors. Das Startrecht wurde in der Oberliga käuflich vom SSV Markranstädt erworben. Im Juni 2009 stimmte der NOFV der Übertragung  des Startplatzes für die Oberliga zu und genehmigte auch den Namen. Dank finanzieller Unterstützung des namhaften Brauseherstellers schafften sie so nach 6 Jahren den rasanten Aufstieg von Liga 5 in Liga 1. Sie sind folglich kein gewöhnlicher Aufsteiger, wie zuletzt Paderborn, Fürth, Braunschweig oder Darmstadt, denn dank des Geldes können sie gleich loslegen ohne Leistungsträger vorher veräußern zu müssen bzw. konnten sie sich sogar noch verstärken. Mit 42 558 Zuschauern war die Arena angeblich ausverkauft, obwohl sichtbar in vielen Bereichen etliche Plätze verweist waren. Ob dies Plätze von Borussen waren, die damit ihre Abneigung zeigen wollten, ist nicht bekannt.

Zum Spiel:

Unser Trainer André Schubert war gewarnt, da die Hausherren bisher 2 Siege und ein Unentschieden schafften. Dazu kam noch, dass Raffael, einer unserer Doppeltorschützen des letzten Heimspiels, sein 100. Bundesliga-Spiel für Borussia wegen einer Zerrung im rechten Adduktorenbereich verschieben musste. So stellte unser Trainer die Startelf auf drei Positionen um. Für Raffael, Julian Korb und Toni Jantschke betraten Andre Hahn, Oscar Wendt und Martin Strobl den Rasen. Nicht nur für sie war es sicherlich ein komisches Gefühl, keine lautstarke Unterstützung aus dem Gästebereich zu hören. Um den Unmut bezüglich des gegnerischen Konstruktes kund zu tun, gab es für die ersten 19 Minuten und 00 Sekunden (entsprechend der Gründung unserer Borussia) keine Unterstützung. Von Beginn an spielten beide Mannschaft nach vorn. So verloren unsere Fohlen das Spielgerät beim Spielaufbau und die Jungs von Ex-Trainer des FC Ingolstadt reagierten schnell. Unsere Abwehrkette war wohl noch nicht ganz bei der Sache als beim Abwehrversuch von Andreas Christensen der Ball Yannik Vestergaard traf und von ihm der Ball zum 10 Millionen Euro teuren Einkauf der Leipziger Timo Werner fiel. Obwohl Martin Strobl dicht an ihm stand, konnte er den Führungstreffer nicht verhindern. Man merkte die Verunsicherung der Fohlenelf und die Gastgeber konnten zum Glück kein Kapital daraus schlagen. Als nach etwa zwanzig Minuten bereits Martin Strobl ohne Fremdeinwirkung vom Platz musste, war man auf der Ersatzbank noch gar nicht vorbereitet. Die Unterzahl überstanden die Fohlen ohne Torchance für die Gastgeber und mit der Einwechslung von Nico Elvedi und auch der Unterstützung der Gästefans kam etwas Ruhe in die Mannschaft. Wenig später hatte Fabian Johnson eine Chance auf den Ausgleich. Nach einem tollen Anspiel von Oscar Wendt traf Fabian artistisch den Ball aus halblinker Position. Leipzigs Torwart Gulacsi hätte keine Chance gehabt, aber die Querlatte verhinderte den Ausgleich. Danach spielte sich viel im Mittelfeld ab, die Fohlen hatten viel Ballbesitz, die Hausherren lauerten auf Konter und da dies unsere Fohlen geschickt unterbanden, blieben Torchancen aus. Kurz vor dem Halbzeitpfiff von Manuel Gräfe hätten die Hausherren die Führung erhöhen können. Zum Glück schoss bei einem Konterangriff der Leipziger Halstenberg freistehend über das Tor von Yann Sommer.

Ohne Wechsel kamen die Mannschaften aus den Kabinen und es gab auf beiden Seiten Fehler im Spielaufbau. Nutzen konnte keine Mannschaft daraus ziehen. Es machte den Anschein, dass den Fohlen das Durchsetzungsvermögen und die Feinabstimmung fehlten. Die Fohlen waren zwar feldüberlegen, ohne aber einen Torschuss abzugeben. Die Chancen der Hausherren, wenn man sie so nennen wollte, gingen weit am Tor von Yann Sommer vorbei oder ans Außennetz, wobei da noch etliche Spieler dazwischen standen oder waren so unplatziert, dass Yann sie problemlos fing. Als viele sich schon mit dem Ergebnis abfanden, spielte Lars Stindl eine Konterchance auf Fabian Johnson. Dieses Mal machte er es besser. Er lief rechts in den Strafraum, düpierte einen Abwehrspieler als er sich den Ball auf den linken Fuß legte und platzierte das Spielgerät ins lange Eck zum Ausgleich. Die Freude bei den Borussen darüber war groß. In den letzten Minuten des Spiels konnten die Fohlen die Unsicherheit der Gastgeber nicht ausnutzen, sie haderten zu oft mit den Entscheidungen des Schiedsrichters. Fast hätte der eingewechselte Leipziger Spieler Burke noch den Führungstreffer erzielt. Seinen Schuß konnte Yann Sommer aber noch mit der Hand greifen und das Unentschieden festhalten. Kurz vor Schluss durfte Toni Jantschke noch für fünf Minuten auf den Platz, sicherlich zum Sichern des einen Punktes.

Fazit: Am Ende verdient etwas Zählbares mitgenommen!

Es war kein schönes Spiel, aber man hat anders als die jüngere Borussia einen Punkt erzielt und so ging es für viele Borussen doch noch glücklich im Dunkeln nach Hause. Für ein Mittwochabendspiel waren dank der kurzen Anreise viele Missionare vor Mitternacht bereits zu Hause und einige haben die erschreckende Erkenntnis gemacht, was der Erfolg bei Menschen bewirkt. Einige waren schon in vielen Stadien und bei vielen Aufsteigern, aber solch eine teilweise arrogante Art und Weise hatten sie nur in Hoffenheim von Teenagern erlebt, aber nicht von Menschen jenseits der 30. Man darf gespannt sein, was passiert, wenn es mal eine längere Zeit lang nicht so läuft oder der Mäzen die Lust auf Fußball verliert.