EL-Invasion bei I Giallorossi (1:1) am 24.10.2019

Nach 2436 Tagen war es wieder soweit und der dritte Spieltag der Gruppe J in der Europa League lockte die Fohlenfans in die Ewige Stadt. Vor 348 Wochen folgten in der Zwischenrunde der Europa League zehntausend Anhänger der Borussia aus Mönchengladbach zum Spiel gegen Lazio Rom. Auch wenn die Fohlenelf seinerzeit durch eine 2:0 Niederlage im Stadio Olimpico Ausschied, erlebten alle dort eine ereignisreiche Zeit. Nun stand das Gruppenspiel gegen die Giallorossi oder auch Lupi genannte Mannschaft an und wieder machten sich mehrere tausend Borussen auf den Weg. Unter ihnen waren auch 8 Missionare, zwei Hänicher Borussen, einige Kyffhäuserfohlen und Borussiafreunde. Unterschiedlich reisten sie über die Flughäfen von Berlin und Prag an, der Großteil am Vortag und der Rest am Spieltag. Einige kulturelle Stationen wurden besucht, wie die spanische Treppe, das Kolosseum, Piazza del Popolo, der Petersplatz mit Dom, das HardRockCafe,  und am Spieltag der Treffpunkt in der Parkanlage Villa Borghese. Dieser Park war einst 80 Hecktar groß und ist damit fast doppelt so groß wie die Vatikanstadt. Der AS Rom wurde am 07.06.1927 im linken Arbeiterviertel Testaccio gegründet, um einen Meistertitel in die Hauptstadt zu holen. Dazu vereinte seinerzeit der damalige Präsident Italo Foschi von Fotitudo Roma seinen Verein mit den Vereinen Alba Audace und Roma zu Associazione Sportiva Roma. Als Vereinsfarben wählten sie die Farben der Stadt gelb-rot. Der Verein ist heute einer von drei italienischen Fußballvereinen, der als Aktiengesellschaft an der italienischen Börse gehandelt wird. Bis heute wurden sie dreimal italienischer Meister und neunfacher italienischer Pokalsieger sowie vierzehnmal Vizemeister. Seit der Gründung der Serie A gehörten sie dieser außer in der Saison 1951/52 stets an und erlebten 1981 im Europapokal der Pokalsieger die größte Enttäuschung als sie in der ersten Runde gegen den FC Carl Zeiss Jena ausschieden. Der spätere Finalist unter Trainer Hans-Joachim Meyer gewann zu Hause das Rückspiel mit 4:0 und kamen dadurch weiter, obwohl die Roma zuvor einem 3:0 Heimerfolg im Stadio Olimpico feierten. Seit 1953 teilen sich die verfeindeten Vereine Lazio und AS Rom das Stadion als Heimspielstätte, Lazio den Norden und AS den Süden. Während vom Treffpunkt im Park die Busse mit Polizeibegleitung und Blaulicht dorthin fuhren, liefen einige per pedes bei angenehmen sommerlichen Temperaturen zum Stadion. Dort musste man durch drei Kontrollen mit Abgleich des Ausweises und Abtasten, ehe man sich einen Platz suchen konnte. Ein Kyffhäuserfohlen traf die Kriminalität der römischen Hauptstadt besonders. Am Vortag stahl man ihm das Smartphone während eines Gesprächs und am Spieltag das Portemonnaie in der U-Bahn. Zum Glück hatte er noch seine Eintrittskarte. Im Stadion fanden die Banner und Fahnen einen Platz und während man auf den Beginn des Spiels wartete, setzte der Regen ein. Das Stadion selbst war mit knapp 29000 Zuschauern nicht mal zur Hälfte gefüllt, aber dies kannten viele schon von 2013. Seinerzeit waren es 25000 Zuschauer, davon aber mehr Gladbachfans.

Zum Spiel:

Trainer Marco Rose schickte folgende Elf auf den Rasen. So stand Yann Sommer im Tor, davor verteidigten Stefan Lainer, Toni Jantschke, Nico Elvedi und Ramy Bensebaini, im Mittelfeld verteilten sich Christoph Kramer, Denis Zakaria, Patrick Herrmann, Florian Neuhaus und Marcus Thuram und Breel Embolo als Spitze.  Der aktuelle deutsche Tabellenführer hatte die ersten großen Chancen. An einen Freistoß von Florian Neuhaus kam Ramy Bensebaini, aber das Spielgerät landete an der Latte. Es folgten in der Anfangsviertelstunde Chancen für Breel Embolo, Florian Neuhaus und Marcus Thuram, die aber am Tor vorbeiflogen. Nach fast einer halben Stunde konnte di Romas Schlussmann Pau Lopez einen Distanzschuss von Florian Neuhaus erst im Nachfassen parieren. In dieser Phase hatten die Hausherren ihre erste Chance, die sie gleich nutzten. Nach einer Ecke kam Zaniolo per Kopf an den Ball und traf zur Führung. Wenig später traf der Ex-Wolfsburger Dzeko zum 2:0, was durch die Abseitsstellung aberkannt wurde. Der schottische Schiedsrichter William Sean Collum pfiff fast pünktlich zum Seitenwechsel.

Der Regen wollte derweil nicht aufhören und wurde immer kräftiger, aber zum Glück für die Fans ist dieses italienische Stadion überdacht. Die Fohlenelf begann wieder schwungvoll und hatte durch Patrick Herrmann gleich einen Torschuss, der aber vorbeiging. Bei dem nun tiefen Boden und den teilweisen Pfützen erinnerte das Spiel eher an eine Wasserschlacht, das Spielgerät rotierte nicht mehr so flott und klare Torchancen waren Mangelware. Nach einer Stunde kam Jonas Hofmann für Patrick Herrmann und etwa eine Viertelstunde später folgte ein Doppelwechsel mit Lars Stindl und Laszlo Bénes für Breel Embolo und Christoph Kramer. Wenig später hatte Lars Stindl eine Chance, aber dessen Schuss parierte Pau Lopez. Fast im Gegenzug köpfte ein Römer nach einem Freistoß freistehend vorbei. In der regulären letzten Minute hatte Marcus Thuram die Ausgleichschance für die Fohlen, als Lainer flankte und er vor dem Tor in den Ball rutschte. Leider nahm der Ball dann eine andere Flugbahn und landete nicht im Netz. Während viel mit dem Schlusspfiff rechneten, bemühten sich die Fohlen weiter und hatten in der Nachspielzeit noch einen Freistoß. Diesen brachte Laszlo Benes in den Strafraum zu Nico Elvedi. Dessen Kopfball landete wohl am Kopf eines Spielers von Rom. Der schottische Schiedsrichter Collum nahm an, dass er mit der Hand abgewehrt wurde und entschied auf Elfmeter. Da es in der Gruppenphase der Euro-League entgegen keinen Videobeweis gibt, hatte die Tatsachenentscheidung Gültigkeit. Während die Giallorossi protestierten, jubelte der Gästeblock. Aber wer übernimmt die Verantwortung? Der wiedergenesende Kapitän Lars Stindl trat an und verwandelte. Im Block gab es kein Halten mehr, der Ausgleich war erzielt. Kurz darauf endete die Regenschlacht.

Fazit: Bei diesen ungünstigen Witterungsbedingungen eine gerechte Punkteteilung.

Vielleicht war es das letzte Spiel unserer Borussia in diesem Stadion, da es seit 2014 Pläne für ein neues Stadion im südlichen Stadtteil Tor di Valle existieren. Bereits zur Saison 2016/17 sollte es eröffnen, an das Colosseo erinnern und etwa 52.000 Zuschauern Platz bietet. Vielleicht ist es aber ein Projekt, wie der BER-Flughafen.  Während man im alten Stadion ausharrte, kamen nach der Mannschaft Trainer Marco Rose auch das Geburtstagskind Oscar Wendt sowie Sportdirektor Max Eberl zu den Fans und gemeinsam feierte man den Punkt. Schleppend setzte dann das Verlassen des Stadions ein. Es wurden immer nur etwa 200 Fans aus dem Stadion zu den Bussen gelassen, die dann mit Blaulicht und Polizeibegleitung zum Hauptbahnhof gebracht wurden. Leider wurde dies den wartenden Fans aber nicht mitgeteilt. Die ersten Missionare schafften es, nach etwa 80 Minuten aus dem Stadion zu kommen, mussten aber auf Höhe der Einlasskontrollen 20 Minuten im Regen warten, während zivile Polizisten durch die Reihen liefen und suchend sich die Gesichter ansahen. Einige Fans wurden dabei später wohl selektiert und es kam dabei zu Rangeleien, bei der die italienischen Polizisten ihre Schutzschilder und Schlagknüppel benutzten, was dieser Tour einen negativen Beigeschmack gibt. Die das Stadion verlassen durften, mussten direkt zu den Bussen und durften nicht an den eine Begrenzung bildenden Ordnungskräften vorbei, um selbst zu entscheiden, wie sie zu ihren Unterkünften kommen. Alle mussten zum Termini, wo keine U-Bahnen mehr fuhren und die Nachtlinienbusse nicht erkennbar waren. Am Taxistand war eine große Schlange von hunderten warteten Menschen und so gingen viele durch den Regen bereits pitschnass zu den Unterkünften oder sie bekamen ein Taxi zu einem überteuerten Preis um Mitternacht dorthin. Am Freitag wurde in Italien gestreikt und Missionare waren davon betroffen. Sie hatten dadurch noch Zeit, sich Venedig anzusehen, während andere Nichtbetroffene Berlin erreichten und andere Rom besichtigten. Die einen längeren Besuch der Ewigen Stadt geplant hatten, besuchten dann noch den Vatikan mit den Museen und dem Petersdom bei sommerlichen Temperaturen um 25 Grad Celsius, manch einer ging auch geocachen. Wie klein die Welt ist, zeigte sich, als man bei einer geführten Tour durch den Vatikan bekannte Borussen von den befreundeten Borussenfans Bergtheim traf. Spätestens am Wochenende landeten die letzten Missionare bei Temperaturen um die 5 Grad Celsius wieder in Deutschland und viele werden sich gern an diese schöne Reise in Europa  erinnern.