Invasion in Hannover (2:3) am 28.10.2012

Am Sonntagnachmittag starten mehrere Missionare individuell in die ehemalige Hauptstadt des erst 1814 auf dem Wiener Kongress als Nachfolgestaat des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg entstandenen Königreichs Hannover. Anlass der Neufestlegung der Grenzen in Europa war die Niederlage von Napoleon Bonaparte, der die politische Landkarte zuvor erheblich verändert hatte. Bis 1837 war der König von Hannover gleichzeitig auch König von England, die verwandtschaftlichen Verbindungen bestehen heute immer noch. Der Fußball erreichte die Stadt aber erst später. So wurde zwar am 12.April 1896 der Hannoversche Fußball-Club von 1896 gegründet, aber man spielte zunächst Rugby. Erst 1901 wurde es ein Fußballverein mit roten Trikots, daher könnte die Bezeichnung „Die Roten“ ihren Ursprung haben, und nach mehreren Zusammenschlüssen mit anderen Vereinen entstand 1913 der Hannoversche Sportverein von 1896 mit schwarzen Hosen und weißen Hemden. Lange trug der Verein seine Spiele auf der Radrennbahn am Pferdeturm aus, ehe man über das Eilenriedestadion in das 1954 erbaute Niedersachsenstadion zog. Ähnlich, wie es unserer Borussia erging, wurde auch der Antrag von Hannover 96 auf Eingliederung in die neu gegründete Bundesliga 1963 abgelehnt und so mussten auch sie in der neu gegründeten zweithöchsten Spielklasse, der Regionalliga beginnen. Gleich im ersten Jahr schaffte der Verein den Aufstieg zusammen mit Borussia Neukirchen, ehe im Folgejahr unsere Borussia mit dem FC Bayern München folgte. Zehn Jahre später stieg der HSV 96 erstmals ab. Nach dem sofortigen Wiederaufstieg folgte auch gleich der Abstieg. Bis 1985 blieb man in der zweiten Bundesliga, ehe der erneute Aufstieg gelang. Als Trainer versuchte Jörg Berger den erneuten Abstieg zu verhindern. Dies misslang, auch seine vorzeitige Vertragsauflösung nutzte nichts. In der Folgezeit spielte der Verein wieder zweitklassig und wurde leider 1992 im Elfmeterschießen DFB-Pokalsieger. Zum hundertsten Geburtstag des Vereins ging es sogar in die dritte Liga. Ab da Begann erfolgreich der Wiederaufstieg bis der Verein 2002 wieder erstklassig war. Seither konnte man sich dort halten und man schaffte es in der letzten Saison sogar bis ins Viertelfinal der Europa League. Heute nun standen sich zwei Teilnehmer der aktuellen Europa League Gruppenphase gegenüber und vor ausverkauftem Haus wurde pünktlich angepfiffen. Am Einlass trafen sich die Missionare und Borussenfreunde, man genoss den Missionspfeffi, Biere und andere Getränke, ehe es Zeit wurde, einen Platz im Gästebereich zu finden. Ein mitgereister Sympathisant musste sogar seinen Atemalkohol am Eingang testen lassen und trotz angezeigten 1,98 Promille durfte er ins Stadion.  

Zum Spiel: Unser Trainer Lucien Favre brachte Roel Brouwers und Igor de Camargo für Tony Jantschke und Luuk de Jong, die sich im Spiel gegen Olympique Marseille verletzten. Da beide Mannschaften am Donnertag erst auf europäischer Ebene gespielt hatten, dauerte es fast 20 Minuten bis man die erste Torchance sah. Bis dahin agierten beide Mannschaften aufmerksam und ließen keine Chance zu. Die erste Chance im Spiel erarbeiteten sich die Hausherren. Der Hannoveraner Spieler Stindl spielte auf Diouf, der allein auf MAtS zulief. MAtS konnte dessen Ball mit dem Fuß gerade noch rechtzeitig abwehren. Das Spiel wurde intensiver und die Abwehrreihen gaben des Öfteren Lücken frei. Ein Kopfball von Martin Stranzl flog nur knapp am Tor von Zieler vorbei. Wenig später versagte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer unseren Fohlen einen Strafstoß, als Juan Arango durch Stindl zu Fall kam. Kurz vor der Halbzeit hatten die Fohlen durch einen Freistoß von Juan Arango die bis dahin größte Möglichkeit zum Torerfolg, leider flog der Ball knapp am Tor vorbei.

Beide Mannschaften betraten nach der Halbzeit unverändert das Spielfeld. Die Gastgeber erwischten den besseren Start. Nach einem Ballverlust unserer Fohlen in der Vorwärtsbewegung lief der Ex-Borusse Schlaudraff aufs Tor von MAtS und zog aus zwanzig Metern einfach mal ab. Seinen Schuss konnte MAtS zwar an den Innenpfosten lenken, aber er ging trotzdem ins Tornetz. Wie aus dem Nichts lagen unsere Fohlen zurück. Wenig später zeigten die Hausherren eine interessante Freistoßvariante und plötzlich war der Ball erneut im Tornetz. Diesmal hatte Diouf getroffen. Kurz darauf vergab Igor de Camargo nach schönem Anspiel von Juan Arango freistehend und im Gästeblock kamen Erinnerungen an das letzte Auswärtsspiel in Bremen auf. Aber diesmal kehrten unsere Fohlen zurück, da Hannover nicht mehr als nötig tat und sich schon als sicherer Sieger zu fühlen schien. Trainer Lucien Favre reagierte und brachte mit Peniel Mlapa und Mike Hanke für Patrick Herrmann und Igor de Camargo neue offensive Spieler. Eine Hereingabe von Havard Nordtveit wurde von einem Hannoveraner genau auf den Fuß von Juan Arango abgewehrt, der schoss sofort aufs Tor. Hannovers Torwart Zieler wehrte diesen Schuss genau dorthin ab, wo Alvaro Dominguez stand und dieser ließ sich die ihm geboten Chance zum Anschlusstreffer nicht nehmen. Die Gastgeber wirkten geschockt und unsicher. Lucien Favre brachte daraufhin mit Granit Xhaka noch einen weiteren offensiven Spieler und nahm dafür Havard Nordtveit vom Platz. Kurz darauf schlug Juan Arango einen Freistoß genau auf den Kopf von Roel Brouwers, der in seinem 100. Bundesligaspiel den Ausgleich erzielte. Im Block gab es kein Halten mehr. Was für ein Spielverlauf und es war fast noch eine Viertelstunde zu spielen. Sollte hier sogar noch ein Auswärtssieg gelingen? Es dauerte nur zwei Minuten und Hannovers Torwart Zieler musste erneut hinter sich greifen. Als alle auf eine Flanke warteten, zirkelte Juan Arango einfach seinen Freistoß in die kurze Ecke und krönte seine tolle Leistung mit einem Tor. Die Sensation war perfekt und das Ergebnis hätte noch höher durch Mike Hanke und Alvaro Dominguez ausfallen können. Bis zum Schlusspfiff fiel kein weiteres Tor und so schafften die Fohlen den ersten Auswärtssieg in dieser Spielzeit und beendeten gleichzeitig die Heimserie von 22 Spielen ohne Niederlage von Hannover.

Fazit: Super das verloren geglaubte Spiel gedreht und sich mit dem ersten Auswärtsdreier dieser Saison belohnt.

Einige Borussen blieben noch lange im Stadion und feierten den Auswärtssieg. Eine Autobesatzung hatte sich die Getränke so gut schmecken lassen, dass man erst weit nach Spielschluss endlich die Heimreise antreten konnte. Auf der Fahrt zurück nach Anhalt kam man erst nicht an einem Starrenkasten ohne Foto vorbei und dann an einem Nachtcafe. Nach Mitternacht waren aber alle dann glücklich zu Hause.