Invasion in der Bundeshauptstadt (1:4) am 31.10.2015

Am Reformationstag pilgerten viele Menschen in den Ort, der als Auslöser für die Spaltung des Christentums in Deutschland gilt. Laut der Überlieferung soll der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Tag vor Allerheiligen 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen in lateinischer Sprache zu Ablass und Buße angeschlagen haben, um ein wissenschaftliches Streitgespräch (akademische Disputation) herbeizuführen. Es folgte eine kirchliche Erneuerungsbewegung, die ihren Abschluss 1648 mit dem Westfälischen Frieden fand mit der Gleichstellung der evangelischen mit der katholischen Konfession. Obwohl dieser Tag vor Allerheiligen ein Feiertag in den neuen Bundesländern ist, feierten tausende Menschen den Thesenanschlag vor 498 Jahren in der Lutherstadt Wittenberg. Die Bundeshauptstadt Berlin befindet sich zwar mitten im Gebiet von Brandenburg, hat aber diesen Feiertag nicht. Obwohl Berlin den Charakter einer Stadt wie Hamburg oder Bremen hat, sieht es sich als Land Berlin. Berlin ist die bevölkerungsreichste und flächengrößte Gemeinde Deutschlands und hinter London die zweitgrößte der europäischen Union. Dorthin zog es an diesen Tag auch tausende Borussen, denn die einzig wahre Borussia war zu Gast bei der „Alten Dame“ Hertha im Olympiastadion. Für die Missionare und Borussen der neuen Bundesländer ist ein Spiel in der Bundeshauptstadt ein Heimspiel und so machte sich ein Großteil mit dem ausgebuchten Bus auf den Weg in den Ortsteil Westend des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Einige Borussen wollten die Angebote der ortsansässigen Borussenfans nutzen und reisten individuell an. Kurz vor Spielbeginn standen aber alle zusammen im Gästeblock, wobei ein einzelner Missionar keinen Zutritt in das nur zu 78 Prozent ausgelastete Olympiastadion bekam.

Zum Spiel: Unser noch Interimstrainer André Schubert musste nach dem Sieg im DFB-Pokalspiel gegen Schalke auf den an der Schulter verletzten Tony Jantschke sowie Julian Korb verzichten, dafür ergänzten Alvaro Dominguez und Raffael die Startelf. Für Thorgan Hazard und Josip Drmic begannen Fabian Johnson und Mo Dahoud. Von Beginn machten unsere Fohlen das Spiel und waren die dominantere Mannschaft auf dem Rasen. Die Gastgeber standen tief und warteten auf Kontermöglichkeiten. Überraschenderweise kamen die Berliner zur ersten Ecke der Partie und in deren Folge auch zum ersten Torabschluss. Unser Torwart Yann Sommer hatte beim Kopfball von Kalou aber keine Probleme. Es folgten Chancen für Lars Stindl und Raffael, beiden fehlte jedoch die Präzision. Granit Xhaka spielte einen Pass zentral in den Strafraum auf Fabian Johnson. Dieser kann das Spielgerät trotz Bedrängnis durch den herauseilenden Berliner Torwart Jarstein auf Oscar Wendt weiterleiten. Oscar ließ sich diese Chance nicht entgehen und zirkelt die Kugel ins Tor. Im Gästebereich gab es kein Halten mehr und Bierduschen folgten. Die Freude bei den Borussen war noch nicht beendet, da eroberte Lars Stindl den Ball am Mittelkreis, spielte diesen auf Raffael, der seinen Sololauf mit dem zweiten Tor für unsere Borussia abschloss. Der Gästeblock tanzte…

Die Gastgeber hatten kurz darauf eine Kopfballchance durch Kalou, aber wieder war Yann Sommer da und verhinderte den Anschlusstreffer. Unsere Fohlen kontrollierten bis zur Halbzeit das Spiel und ließen keine weitere Chance zu.

Nach dem Pausentee waren die Spieler von Hertha BSC bemüht, das Spiel zu gestalten, konnten die Borussenabwehr aber nicht überlisten. Unsere Fohlen lauerten auf ihre Chance, die sie durch Lars Stindl erneut bekamen. Dieser passte den Ball in den Lauf von Traoré, der in den Strafraum lief und von Langkamp gestoppt wurde. Schiedsrichter Peter Sippel pfiff und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Granit Xhaka schnappte sich die Pille und trug sich in die Torschützenliste ein. Kurz darauf reagierte Yann Sommersuper gegen den Ex-Borussen Baumjohann und verhinderte erneut einen Treffer der Gastgeber. Nach einer unglückliche Aktion im Strafraum durch den eingewechselten Thorgan Hazard an Baumjohann, pfiff der Schiedsrichter erneut. Der gefoulte Spieler trat selbst an und verwandelte. Unsere Fohlen kontrollierten aber weiterhin das Spiel und Ibrahima Traoré hätte schon den vierten Treffer markieren können. Diesen machte in der Nachspielzeit Havard Nordtveit nach Zuspiel von Marvin Schulz zum 4:1 Endstand.

Fazit: Absolut verdient als Sieger den Platz verlassen. Dies ist der 20-ste Sieg im 55.-sten Bundesligaspiel, noch ein Sieg und die Statistik ist ausgeglichen.

Wahnsinn, seit dem Trainerwechsel von Lucien Favre zu André Schubert haben unsere Fohlen alle sechs Bundesligaspiele gewonnen und dabei eine Tordifferenz von 21:6 Tore erzielt. Selbst bei den seit fünf Heimspielen ungeschlagen Berlinern gesiegt und damit zieht unser Interimstrainer mit Willi Entenmann gleich. Beide teilen sich den Rekord von sechs Auftaktsiegen (Entenmann mit Stuttgart 1985/86). Glücklich begaben sich die Borussen auf dem Heimweg, wobei die Abfahrt des Busses durch das Fehlen des Ausgesperrten noch verzögerte. Nach kurzer Reise waren aber auch alle am Samstag wieder daheim.