Invasion und Becherwurf in Bochum (0:2) am 18.03.2022

Das Spiel bei der aktuell zweitbesten Mannschaft im Ruhrpott lockte zum Flutlichtspiel. Anfangs gab es nur 1000 Karten im Gästebereich mit der Auflage von 2G+ und das durchgängige Tragen einer FFP2-Maske. Trotz der Einschränkungen wollten einige Missionare in das Stadion und planten ihre Tour. Eine Autobesatzung plante mit der Rückreise nach dem Spiel, eine andere mit einer Übernachtung. Die Statistik weist zwar bei den 74 bisherigen Aufeinandertreffen beider Mannschaften, davon 65 in der Bundesliga, mehr Siege für die Fohlen auf, aber der letzte Sieg in Bochum datiert vom 25.03.1995. Vor 27 Jahren gewannen die Fohlen durch die Tore von Thomas Kastenmaier und Heiko Herrlich mit 2:0. Den Dress der Blau-weißen Bochumer trugen in diesem Spiel Michael Frontzeck, Max Eberl und der 1991 vom Halleschen FC dorthin gewechselte Dariusz Wosz. Danach gab es nur 9 weitere Spiele im Ruhrstadion, alle ohne Sieg unserer Fohlen. Einige Missionare waren dabei und auch bei den letzten beiden Aufeinandertreffen im Mai 2011, den Relegationsspielen. Dank Igor de Camargo und Marco Reus blieben die Fohlen erstklassig. Von 2010 bis zum Aufstieg 2021 spielte der VfL Bochum ununterbrochen in der 2.Bundesliga. Der VfL Bochum entstand 1938 durch den Zusammenschluss des Turnvereins Bochum 48, Germania 06 und TuS Bochum auf Anordnung des Fachamtes Fußball. Die Anordnung besagte den Zusammenschluss bzw. die Konzentration von konkurrierenden Vereinen zu einem zentralen Großverein. Aktuell gibt es im Verein neben Fußball noch die Sportarten Badminton, Basketball, E-Sport, Handball, Hockey, Leichtathletik, Schwimmen, Tanzsport, Tennis, Tischtennis, Turnen und Volleyball. Das Vereinsgelände des VfL Bochum grenzt an die Spielstätte des am Längsten an ein und denselben Standort laufenden Musicals der Welt „Starlight Express“. Die Stadt Bochum wird seit 1904 als Großstadt geführt und ist mit aktuell 370 tausend Einwohnern die sechsgrößte Stadt im Bundesland NRW und auf Platz 16 in Deutschland. Seit 1962 ist Bochum Universitätsstadt mit derzeit etwa 40 000 Studierenden. Überregional bekannt ist die Stadt durch den Bergbau und einen Lied von Herbert Grönemeyer. Dieses wird bei den Heimspielen des VfL Bochum gespielt. Um rechtzeitig im Stadion zu sein, nahmen sich einige Borussen an diesem Tag frei. Zu ihrer Freude wurden die 450 Kilometer problemlos zurückgelegt und so war noch Zeit, dem Griechen in Stadionnähe einen Besuch abzustatten. Erst dort erfuhren sie aus Gesprächen, dass die Verringerung der Zuschauerzahl wegen der Pandemie am Vortag aufgehoben wurde und es keine Begrenzung gibt. Für den Gästebereich standen so noch einmal 1500 Karten zur Verfügung, sogar die Stehplätze wurden verkauft. Die Trennung der Fans auf der Castroper Straße erfolgte durch eine Polizeiwagenreihe und nach der Einlasskontrolle ging es ins Stadion, wo die Zaunfahnen einen Platz fanden. Die Regelung mit der FFP2-Maske schien auch hinfällig, denn selbst die Ordnungskräfte trugen meist nur OP-Masken und im Block sah man sie kaum noch.

Zum Spiel: Noch bevor das Spiel begann, gab es durch den Stadionsprecher die Aufforderung, keine Getränkebecher auf das Spielfeld zu werfen. Im Gästebereich befinden sich Fangzäune, die so etwas verhindern, die Aufforderung galt also den anderen Besuchern.

Nachdem das Lied von Herbert Grönemeyer verklungen war, pfiff Schiedsrichter Benjamin Cortus das erste Spiel des 27.Spieltags an. Quarantänebedingt war Cheftrainer Adi Hütter nicht dabei, sein Co-Trainer Christian Peintinger schickte Yann Sommer, Louis Jordan Beyer, Matthias Ginter, Ramy Bensebaini, Stefan Lainer, Kouadio Koné, Florian Neuhaus, Luca Netz, Alassane Plea, Marcus Thuram und Breel Embolo auf den Rasen. Auf Seiten der Bochumer musste Trainer Thomas Reis zu Hause bleiben, ihn vertrat sein Co.-Trainer Markus Gellhaus. Die Hausherren waren im ausverkauften Stadion gleich im Spiel. Sie störten die Fohlen früh und erarbeiteten sich die ersten Chancen. Die erste gelbe Karte bekam recht früh Kouadio Koné. Die ersten Torschüsse machten Flo Neuhaus und Breel Embolo, die Bochums Schlussmann Riemann aber keine Probleme bereiteten. Die erste nennenswerte Chance für die Hausherren verlangte dagegen  Yann Sommer einiges ab. Mit einer starken Parade zeigte er seine Klasse. Nach etwa einer halben Stunde gab es viele kleine Fouls, Spielunterbrechungen und kaum Chancen. Es flogen immer wieder Becher auf das Spielfeld und der Stadionsprecher bat oft, dies zu unterlassen. Chancen ergaben sich nur aus ruhenden Bällen. So zeichnete sich erneut Gladbachs Torwart Yann Sommer aus. Nach einem Freistoß der Gastgeber parierte er einen Kopfball aus 5 Metern Entfernung reaktionsschnell. Die Hausherren agierten mit Manndeckung und das Spiel war hektisch und wurde oft unterbrochen. Nach etwas Nachspielzeit ging es torlos zum Abkühlen der Gemüter in die Halbzeitpause.

Die zweite Halbzeit begann, wie die Erste. Die Bochumer attackierten früh, die Fohlen hofften auf Konterchancen. So kam es nach etwa einer Stunde zu einer Ecke für die Fohlen. Luca Netz trat diese und Alassane Plea nahm den Ball direkt und markierte den Führungstreffer. Die Hausherren drängten nun auf den Ausgleich, aber Yann Sommer ließ keinen Treffer zu. Etwa 6 Minuten nach dem Führungstreffer erhöhte Breel Embolo nach einem Anspiel von Stefan Lainer auf 2:0. Die Vorzeichen für das Ende der sieglosen Zeit in Bochum standen günstig. Im Block gab es vor Freude Bierduschen. Die Fohlen drängten auf den dritten Treffer, die Gastgeber gaben sich aber noch nicht geschlagen. Es gab einen Angriff der Bochumer und als alle mit dem Abstoß rechneten, fiel der Blick auf den Linienrichter Gintelmann. Dieser kniete an der Seitenlinie. Schiedsrichter Benjamin Cortus lief zu ihm und verließ mit ihm das Spielfeld. Während Spieler beider Mannschaften mit Zuschauern in diesem Bereich wild gestikulierend redeten, sagte der Stadionsprecher durch, dass der Linienrichter von einem Becher am Kopf getroffen wurde und das Schiedsrichtergespann überlegt, wie es weitergeht. Einige im Gästeblock kannten das Regelwerk und sagten, beim Angriff auf einen Schiedsrichter wird das Spiel unterbrochen. Wenig später verließen erst die Fohlen den Platz und gingen die Stufen hinunter und nach etwas zehn Minuten auch die Hausherren. Die Fans im Stadion machten ihre Lampen an und ein schönes Lichtermeer erstrahlte. Nach einer Viertelstunde teilte der Stadionsprecher mit, dass das Spiel abgebrochen ist und man das Stadion ruhig verlassen soll. Die Fohlen kamen noch einmal auf den Rasen und verabschiedeten sich noch von den Fans. Danach verließen auch die Missionare das Stadion.

Während die einen ihr Hotel aufsuchten, gingen die anderen zum Auto. Mit etwas Stau, aber ohne Vorkommnisse kamen sie vor Mitternacht  aus dem Ruhrpott. Nach  250 Minuten erreichten sie gegen 4 Uhr Anhalt und waren froh dabei gewesen zu sein. Es bleibt nun abzuwarten, wie das Fußballgericht entscheidet. Wenn es seinen bisherigen Rechtsprechungen folgt, kann es nur mit einem Sieg für unsere Borussia erfolgen, aber man weiß ja nie…

Nachtrag: Das Urteil des DFB-Sportgerichts ist am 24.03.2022 gefallen. Das abgebrochene Spiel wird mit 2:0 für die Fohlen gewertet. Es gibt kein Wiederholungsspiel und auch die 20 Minuten werden nicht nachgeholt.