Invasion auf der Norisburg (1:0) am 04.03.2012

Zur Invasion in die Stadt an der Pegnitz machten sich Missionare, Ronneburger Gessentalfohlen, Starke Sachsen, Kyffhäuserfohlen und Borussiafreunde nach dem Sonntagsfrühstück mit dem Bus auf. Entlang der Autobahnen traf man viele andere Borussen, sogar jene, die mit einem Vereinsbus einer anderen Fußballmannschaft unterwegs waren. Kurz vor der größten fränkischen und zweitgrößten bayerischen Stadt überquerte die Autobahn 9 den Fluss Pegnitz. Dieser fließt von Ost nach West durch Nürnberg und vereint sich im benachbarten Fürth mit dem Fluss Rednitz zur Regnitz. Dies wurde von kaum einem Fahrtteilnehmer bemerkt, genauso wenig, wie das sich im Dreieck Fürth-Nürnberg-Erlangen befindliche große zusammenhängende Gemüseanbaugebiet, welches bereits 1425 im Wachstafelzinsbuch des Burggrafentums Nürnberg als Knoblauchland bezeichnet wurde. Es wird noch heute so genannt und dort werden neben den Zwiebelzuchten auch Blumen, Kartoffeln, Tabak und weitere Gemüsearten angebaut. Von allgemeinem Interesse war da schon eher die bekannteste Wurstspezialität der Stadt, die Nürnberger Rostbratwurst, dessen Zutaten und Größe der Stadtrat bereits 1497 vorschrieb. So darf die Wurst nur 7-9 Zentimeter messen und muss eine typische Majoran-Note haben. Sie wird typisch im Weggla (Brötchen) mit Senf angeboten. Eine weitere, heute fast unbekannte, Spezialität ist das untergärig gebraute, stark gehopfte Rotbier, welches einmal stark verbreitet war. In der Mitte des 19.Jahrhunderts war es sogar Auslöser des Nürnberger Bierkrawalls. Nach dem Motto „Trink oder lass es sein“ gestalteten nicht nur heute die Wirte ihre Bierpreise sehr zum Wohle ihrer eigenen Brieftasche (im Stadion 3,80€ für 0,5 l Bier). Ein solches Handeln löste damals eine Welle der Entrüstung aus. Im Mai des Jahres 1866 wehrte sich die Bevölkerung mit einem Bierboykott und etwa 700 Menschen demonstrierten vor der Reif-Brauerei, wobei es auch zu Verhaftungen durch die Schutztruppen kam. Am Ende gab es 22 Verletzte und einen Toten sowie eine Rücknahme der Preiserhöhung. Die Reif-Brauerei fusionierte 1966 mit der „Freiherrlich von Tucher`sche Brauerei AG“ zur „Brau AG“, welche 1985 nach Übernahme der Aktienmehrheit durch den Rosenheimer Märzkonzern zur „Tucher Bräu AG“ firmierte. Die Aktienanteile wechselten öfters und am Ende wurde aus der AG wieder eine Privatbrauerei, die seit 2004 zur größten Privat-Brauereigruppe Deutschlands, der Radeberger Gruppe im Oetker-Konzern, gehört. Jenes Bier wird im Nürnberger „Freibad Stadion“ ausgeschenkt, wo man vor dem Eintritt in das einzige achteckige deutsche Stadion noch weitere Borussen traf. Einige stärkten sich dort mit Speisen und Getränken, man sprach über den bisherigen Saisonverlauf und das bevorstehende Spiel und ging wenig später gemeinsam in Richtung Stadion. Einfluss auf einen Platz für die Missionslogofahne hatte man kurz vor Spielbeginn nicht mehr und man musste die Fahne am Eingang abgeben, die dann durch einen Mitarbeiter leider vor einen anderen Block angebracht wurde.

Zum Spiel: Unser Trainer Lucien Favre veränderte seine Startelf gegenüber dem Heimspiel gegen die Hanseaten aus Hamburg nur auf einer Position, so lief Martin Stranzl für Roel Brouwers über die Treppe auf den Rasen. Bevor das Spiel durch Schiedsrichter Tobias Welz angepfiffen wurde, gab es eine Trauerminute für den ehemaligen Spieler Zvezdan „Zick-Zack“ Cebinac. Der jugoslawische Fußballer verstarb im Alter von 72 Jahren und lief zwischen 1967 und 1971 für den Nürnberger Club und Hannover 96 auf den Rasen. Gleich zu Beginn prüften Marco Reus und Mike Hanke Nürnbergs Schlussmann Schäfer. Dieser zeigte zwar kleine Probleme bei der Abwehr, aber einen Treffer ließ er nicht zu. Dies war es aber auch schon mit Torchancen. Die Hausherren zogen sich weit in die eigene Hälfte zurück und überließen unseren Fohlen das Spiel. So gab es öfters gute Versuche um bis zum Tor von Schäfer zu kommen, aber spätestens am Strafraum war durch die Vielzahl der Gegenspieler für uns Schluss, ein Clubberer am Spielgerät und die Chance vorbei. Es schien für unsere Fohlen kein Durchkommen zu geben, auch wenn Marco Reus sich auf der ungewohnten Position von Patrick Herrmann bemühte, sein gewohntes Spiel konnte er auf dieser Position aber nicht zeigen. Die Nürnberger taten für das Spiel im heimischen Stadion kaum etwas. In der ersten Halbzeit konnte Marc Andre ter Stegen sein Können kaum zeigen, da kein Torschuss von den Nürnbergern platziert genug war. Kurz vor der Halbzeit hatten die Hausherren die erste Ecke. Diese wurde erst abgewehrt und den Nachschuss von Didavi köpfte Maroh zwar aufs Tor, doch bereitete dieser Kopfball MAtS keine Probleme. Sein anschließender Abwurf leitete sogar einen Konter über Marco Reus ein, der super in den Lauf von Havard Nordtveit weiterspielte. Leider ließ er sich von Simons erst abdrängen und dann den Ball von den Füßen nehmen. So blieb es beim Unentschieden bis zur Halbzeit.

Kurz nach Wiederanpfiff hatten unsere Fohlen die erste Chance als Marco Reus von der Strafraumgrenze auf Mike Hanke spielte und bei dessen Flanke Nürnbergs Chandler über den Ball trat. Diese Aktion schien den hinter Chandler stehenden Juan Arango so überrascht zu haben, dass er die sich ihm gebotene Chance leider nicht nutze und mit einem unplatzierten Schuss an Schlussmann Schäfer scheiterte. In der Folgezeit erarbeiteten sich beide Mannschaften Chancen, da die Hausherren auch mal in die Hälfte der Fohlen liefen und nicht mehr so teilnahmslos wie in der ersten Halbzeit agierten. Für unsere Fohlen ergaben sich nun Kontermöglichkeiten und bei einem dieser Versuche hätte Juan Arango vielleicht besser selbst aufs Tor schießen sollen, so aber machte er ein ungenaues Anspiel auf Igor de Camargo und die Chance war vorbei. Die Hausherren hatten eine gute Torschussmöglichkeit als Marco Reus vorm eigenen Strafraum den Nürnberger Esswein eher begleitete als störte und dessen Flanke Filip Daems unterschätzte. Er schien wahrscheinlich damit zu rechnen, dass diese ins Toraus geht oder MAtS die Pille greift. An den Ball kam aber noch Chandler und so zeichnete sich MAtS aus kurzer Entfernung mit einer tollen Abwehr aus. MAtS bekam danach öfters etwas zu tun und musste sich bei einem gefährlichen Schuss von Feulner ganz schön strecken. Etwa zehn Minuten vor dem Ende ersetzte Trainer Lucien Favre unseren Spieler Igor de Camargo durch Oscar Wendt und zog damit Juan Arango auf die rechte Seite. Nürnbergs Trainer Hecking brachte als letzten Auswechselspieler den Schweizer Stürmer Albert Bunjaku. Dieser hatte seit 2 Jahren kein Tor mehr erzielt, da er lange Zeit verletzungsbedingt ausgefallen war. Vielleicht hatte mit ihm keiner gerechnet, denn bei einem Anspiel von Tobias Jantschke ließ Juan Arango sich den Ball leichtfertig von Wollscheidt abnehmen. Dieser passte auf Esswein, der während des Laufduells mit Martin Stranzl von diesem nicht angegriffen wird und den Ball an die Fünfmeterlinie passen konnte, wo Bunjaku sich im Rücken von fast unbeteiligt nebenher laufenden Roman Neustädter hinbegeben hatte und dort nun allein stand und unhaltbar für MAtS den Ball ins Netz schlug. Wenig später war das Spiel vorbei und Nürnberg hatte den 20. Sieg im 30. Heimspiel gegen unsere Fohlen erzielt.

Fazit: Die Hausherren nutzten eine sich bietende Chance während unsere Fohlen ihrerseits zu viele Chancen ungenutzt liegen ließen. Nach sieben ungeschlagen Spiele hatten unsere Fohlen zwar sehr viel Ballbesitz, aber keine Erfolg bringende Idee gegen eine robust und fair spielende Mannschaft. Jetzt gilt es das Spiel zu analysieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Im Block sah man in viele enttäuschte Gesichter, aber warum? Wir sollten feiern und uns freuen, denn unsere Borussia steht am 24. Spieltag auf Platz drei. Wahnsinn, wer hätte dies nach der letzten Saison, der letzten Jahre gedacht! Nach dem Spiel gab es noch ein paar Schreckminuten für die Missionare. Das Banner war im Stadion nicht mehr auffindbar, die zuständigen Mitarbeiter hatten es irgendeinem Borussen gegeben und so ging es ohne zum Bus. Dort angekommen stellte sich heraus, dass es keiner von uns hatte. Unser Busfahrer machte derweil ein paar Würstchen warm und so verschob sich glücklicherweise die Abfahrt noch etwas. Plötzlich präsentierte auf dem Busparkplatz ein Gladbachfan das Missionsbanner seinen Freunden und dadurch konnte man es wieder in Empfang nehmen. Er hatte es sich von den Ordnungskräften geben lassen, da er nach deren vergeblichen Aufrufen annahm, dass es keiner vermisst. Er schien nicht daran gedacht zu haben, dass es am Ende dort abgegeben worden wäre, wo es ein Missionar abholen wollte und durch diese Aktion nicht ankam. Am Ende stiegen alle in ihre Busse und traten die Heimreise an. Kurz vor Mitternacht erreichte der Bus den letzten Haltepunkt und trotz Niederlage ging eine schöne Fahrt zu Ende.