EL-Heimspiel gegen den Wolfsberger AC (0:4) am 19.09.2019
Endlich war es soweit…nach 917 Tagen fand wieder ein Europa League Spiel unserer Borussia statt. Durch den fünften Platz in der abgelaufenen Saison qualifizierten sich die Fohlen für den internationalen Wettbewerb und wurden durch den englischen Spieler Ashley Cole und den portugiesischen Spieler Paulo Ferreira, die in Monaco als Losfeen fungierten, der Gruppe J mit dem AS Rom, Basaksehir FK Istanbul und dem Wolfsberger AC zugelost. Das erste Spiel bescherte den Borussen ein Heimspiel gegen die Kicker aus der österreichischen Stadt Wolfberg. Die Stadt wurde 1178 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte bis zum 18.Jahrhundert zum Bistum Bamberg, ehe sie von den Habsburgern erworben wurde. In der katholisch dominierten Stadt in Kärnten leben derzeit knapp 25000 Einwohner, also etwa ein Zehntel von Mönchengladbach. Der 1931 gegründete, aber erst nach dem zweiten Weltkrieg seit dem 9.9.1946 im Vereinsregister geführte, ortsansäßige Fußballverein spielt seit 2012 in der höchsten österreichischen Fußballliga und heißt offiziell RZ Pellets Wolfsberger Athletiksport Club-kurz WAC. Hauptsponsor ist das Unternehmen RZ Pellets des Vereinspräsidenten des WAC. In der abgelaufenen Saison belegten sie Platz drei und qualifizierten sich so für die Europa League. Diese Mannschaft ist relativ unbekannt und vielleicht war dies auch ein Grund, warum nur 34 846 Zuschauer, darunter etwa 80 Gäste, den Weg in den Borussiapark suchten. Einige Missionare waren darunter, die individuell anreisten. Ein Missionar aus Anhalt startete allein, um etwa 500 Kilometer entfernt mit befreundeten Borussen, die letzten 100 Kilometer zurück zu legen. Einen vorherigen Abstecher in die Stadt Anholt ließ er sich nicht nehmen. Durch das erhöhte Verkehrsaufkommen war man erst eine Stunde vor Spielbeginn im Stadion, so dass ein Besuch des Fanhauses oder Fanshops zeitlich nicht mehr möglich war. Einige befreundete Borussen wurden begrüßt, die kleine Zaunfahne angebracht, die Informationen zur Choreographie gelesen, der Platz aufgesucht und dann ertönte schon die Elf vom Niederrhein.
Zum Spiel: Unser Fohlentrainer Marco Rose vertraute fast der gleichen Startelf, die den Derbysieg in der verbotenen Stadt schaffte. Im Tor stand Yann Sommer, davor verteidigten Stefan Lainer, Matthias Ginter, Nico Elvedi und Ramy Bensebaini als Viererkette. Das Mittelfeld besetzten Christoph Kramer, Denis Zakaria, Laszlo Benes für Breel Embolo und Florian Neuhaus sowie im Angriff begannen Marcus Thuram und Allassane Plea. Die Gäste störten früh und versuchten den ballführenden Spieler mit zwei Spielern unter Druck zu setzen. Die Fohlen erspielten sich Halbchancen, kamen aber nicht wirklich zum Abschluss. Dagegen waren die Österreicher, die nur vier ausländische Spieler in ihrer Mannschaft haben, die alle auf dem Platz standen, effektiver. Nach einem Einwurf und der anschließenden Hereingabe, reagierte der israelische Stürmer Weissmann richtig und traf mit der Fußspitze zum 0:1. Bei den Borussen lief nichts wirklich zusammen und so hätte der Gästespieler Nangbo von der Elfenbeinküste bereits erhöhen können, sein Schuß flog am Tor vorbei. Während der Fohlenanhang auf den Ausgleich hoffte, kamen die Wolfsberger zur nächsten Chance. Bei einer Freistoßflanke fühlte sich niemand für Leitgeb zuständig, der unbedrängt zum 0:2 per Kopfballaufsetzer traf. Die Zuschauer im Stadion und vor den anderen Medien trauten ihren Augen nicht, was passierte hier. Wenig später flog ein Schlenzer von Laszlo Benes am Tor von Kofler knapp vorbei. Sollte vor dem Pausenpfiff durch den ungarischen Schiedsrichter Tamas Bognar noch der Anschlusstreffer gelingen? Leider nein, ein Ballverlust leitete einen Konter der Gäste ein, in dessen Folge Reitmaier erst Yann Sommer prüfte, aber der Abpraller erneut bei Reitmaier landete und mit seiner Ballannahme er den dritten Treffer für Wolfsberg erzielte. Wenig später ging es zum Pausentee und einige Borussen unverständlicherweise wohl schon nach Hause.
Unser Trainer reagierte und ersetzte Florian Neuhaus durch Breel Embolo und stellte damit auf Dreierkette um. Leider änderte sich am Spiel nichts, denn die Chancen wurden einfach nicht genutzt. So hatten die Fohlen zwar viel Ballbesitz, machten aber auch viele Fehler. So schoss beispielsweise Allassane Plea freistehend aus fünf Meter das Spielgerät in die Arme des österreichischen Torwarts Kofler. Die Gäste hatten aber noch nicht genug und es wurde ihnen auch viel zu einfach gemacht. Nach knapp einer Stunde kam nach einem Eckball Leitgeb völlig frei zum Kopfball und traf erneut. Wenig später kam Patrick Herrmann für Marcus Thuram und Raffael für Allassane Plea. Es ergaben sich noch Chancen für beide Mannschaften, aber ein Tor fiel nicht mehr.
Fazit: Hochmut kommt vor dem Fall. Fast jede Chance der Gäste wurde genutzt und am Ende haben die Fohlen verdient verloren. Wenn man nicht als Mannschaft auftritt und kämpft, hat man schon verloren!
Solch eine schlechte Mannschaftsleistung kannte der Missionar bisher nur von Auswärtsauftritten, wie am 03.12.2004 bei Hertha BSC oder am 18.09.2010 in Stuttgart, aber nicht bei einem Heimspiel. Am Ende war es die höchste Heimniederlage für die Fohlen in einem Europa League Spiel und da waren schon namhaftere Mannschaften zu Gast! Enttäuscht ging es zum Auto und während der einstündigen Fahrt zur Unterkunft wurde kaum etwas gesprochen. Am nächsten Tag reihte er sich in die Blechlawine gen Osten, immer noch fassungslos über diese Mannschaftsleistung. Anstelle einer rauschenden Pokalnacht, erlebte man ein peinliches Debakel, welches ein Weiterkommen in der Europa League in weite Ferne rücken lässt.