Europa-League-Qualifikation, Play-off bei FK Sarajevo (2:3) am 21.08.2014

Zum Glück brauchten die Fohlenfans dieses mal nicht lange auf eine Fortsetzung der Europareisen warten und so war es nach 546 Tagen wieder so weit. Das Spiel um den Einzug in die Gruppenphase der Europa League bescherte unseren Fohlen einen Ausflug in die europäische Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina. Die meisten Missionare verfolgten das Hinspiel im Fernsehen, aber eine kleine Gruppe flog von Berlin aus in die Stadt, welche weltweit bekannt wurde durch die Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand und Gemahlin Sophie am 28.Juni 1914, welche als Auslöser für den 1.Weltkrieg gilt, sportlich durch die Olympischen Winterspiele 1984 und tragisch durch die Belagerung im Bosnienkrieg 1992 bis 1995. Der Stadtname leitet sich wohl vom türkischen Wort für Schloss >Sarray< ab, denn gegen Ende des 15.Jahrhunderts hatte am  Ufer des Flusses Miljacka, welcher noch heute durch die Stadt fließt, ein türkischer Stadthalter ein solches als sein Domizil aufgebaut und wenig später wurde die sich in der Nähe rasch aufblühende Stadt Sarajevo genannt. Die Stadt liegt in einer Ebene des Dinarischen Gebirges, etwa 500 Meter über dem Meeresspiegel und hat fast 300 000 Einwohner. Sie ist die einzige bosnische Metropole und wichtigste Stadt des Landes. Die Stadt pflegt fast 30 Städtepartnerschaften, darunter mit den deutschen Städten Friedrichshafen, Magdeburg und Wolfsburg. Die Missionare wollten aber zum Fußball. Nicht zum Rekordmeister des Landes FK Željezničar Sarajevo, sondern zum 1946 gegründeten Sportsko društvo Fudbalski klub Sarajevo. Der zweimalige jugoslawische Meister und zweimalige Meister von Bosnien und Herzegowina gewann in der letzten Saison zum fünften Mal den Pokal  von Bosnien und Herzegowina. Ziel ihrer Reise war dessen Spielstätte. Es handelt sich um das Asim Ferhatović Hase Stadion, welches 1950 gebaut wurde und in dem 1984 die Eröffnungsfeier der olympischen Winterspiele stattfand. Bevor es in das über dreizigtausend Zuschauer fassenden Stadion ging, besuchten sie die Stadt, trafen dabei Max Eberl und später beim Fantreffen die Führungsriege des Vereins. Später gingen die mitgereisten Borussen gemeinsam zum Stadion. Dort wurden die Banner angebracht und die Choreografie der Heimfans bestaunt. Viele Borussen hatten bei der Stimmung Gänsehaut.

Zum Spiel: Unser Trainer Lucien Favre veränderte die Fohlenelf gegenüber dem Pokalspiel im saarländischen Homburg auf zwei Positionen. Fabian Johnson und Alvaro Dominguez starteten anstelle von Julian Korb und Oscar Wendt. Unsere Fohlen setzten gleich in der ersten Minute mit dem Schuss von Granit Xhaka, welcher am Tor vorbei flog, ein Achtungszeichen. Die Bosnier versteckten sich aber nicht und kamen über ihren agilen Stojcev zu guten Gelegenheiten. Erschrocken sahen alle Borussiaanhänger, wie wenig später Stojcev frei vor unserem Torhüter Yann Sommer an das Spielgerät kam und zu unserem Glück, diese Chance nicht nutzte. Munter schienen die Hausherren durch unsere Abwehr zu laufen und kurz darauf landete ein Heber auf unserem Tornetz. Im Block und vor den Fernsehgeräten war man entsetzt, sollte auch unsere Mannschaft, wie Mainz 05 ins Straucheln kommen? Wie aus dem Nichts fiel der Führungstreffer für unsere Fohlen. Per Hacke spielten sich Raffael und Ibrahima Traore den Ball zu und am Ende knallte Andre Hahn diesen unhaltbar für Sarajevos Torhüter Bandovic unter die Latte. Die Freunde der über 1000 mitgereisten Borussen währte nur kurz, denn die Hausherren drängten auf den Ausgleich. So konnte Yann Sommer einen Schuss gerade so abwehren und zehn Minuten später flog das Spielgerät nach einem schnellen Konter der Gäste knapp am Tor vorbei. Der Ausgleich fiel nach einer Freistoßflanke. Yann Sommer kam aus seinem Gehäuse, konnte den Ball aber nicht erreichen und der Bosnier Puzigaca köpfte zum Ausgleich. Anschließend schienen sich beide Mannschaften auszuruhen und kurz vor dem Halbzeitpfiff schlug Andre Hahn eine Flanke von der Grundlinie aus in den Strafraum, Sarajevos Torwart Bandovic verschätzte sich und kam nicht an den Ball, aber dafür sein hinter ihm lauernder gebürtiger Landmann mit schwedischen Pass in den Reihen unserer Borussia Branimir Hrgota, der per Kopf wieder die Führung erzielte. Die Borussen erfreute der Fehler des heimischen Torwarts. Bis zur Pause ergaben sich keine weiteren Torchancen.

Lucien Favre brachte Patrick Herrmann für Ibrahima Traore und auch Sarajevos Trainer Ibrakovic reagierte und brachte Duljevic. Dieser schloss mit einer seiner ersten Ballberührung einen Konter an der Strafraumgrenze ab und sein Schuss landete zum Ausgleich unhaltbar für Yann Sommer im Winkel. Der Jubel im Stadion war auch vor den Fernsehgeräten zu hören. Unsere Fohlen waren beeindruckt und so dauerte es eine Weile, ehe sie sich gesammelt und das Spiel wieder geordnet hatten. Es folgten Chancen von Patrick Herrmann und Fabian Johnson, ehe Branimir Hrgota mit einem Schuss aus über 16 m an den Innenpfosten den Siegtreffer erzielte. Zehn Minuten vor dem Ende hätte er seinen dritten Treffer machen können, nur hätte das Aluminium etwas dagegen und so blieb es bis zum Schluss beim erkämpften 3:2 Auswärtssieg.

Fazit: Das Spiel offenbarte noch einige Baustellen, aber durch den Auswärtssieg legten die Fohlen einen soliden Grundstein für das Erreichen der Gruppenphase.

Die Missionare feierten den Sieg ausgelassen, aber irgendwann kommt der Schlaf. Über Istanbul führte am nächsten Tag ihr Rückflug. In Istanbul hatten sie noch genügend Zeit und machten einen Abstecher an den Bosporus, ehe sie mit ihrem Flug durch die Nacht in den Morgenstunden des Samstags in Berlin sicher landeten. Zufrieden ging es nach Hause und voller Vorfreude fiebern sie mit allen anderen Borussen dem Rückspiel entgegen.