CL-Invasion bei Celtic Glasgow (0:2) am 19.10.2016

3.Spieltag Champions League Gruppe C im Celticpark

Als dritten Gegner in der Champions League Gruppe D wurde uns der schottische Meister Celtic Football Club aus Glasgow zugelost. Das Spiel bei “The Bhoys”, dies ist der offiziellen Spitzname der Mannschaft, wollten sich viele Borussen nicht entgehen lassen und so waren die Flüge auf die Insel schnell vergriffen. Aus den neuen Bundesländern starteten auch zwei Reisegruppen mit Missionaren am Dienstag und Mittwoch mit einer Boing 737-800 von Berlin-Tegel, wo die Technik für Flugtickets manche Borussen zur Verzweiflung brachte, über Amsterdam, wo man aus der Luft deutlich die Amsterdam-Arena erkennen konnte, mit einer Boing 737-700 in die größte Stadt Schottlands. Die Stadt am Fluss Clyde ist auch die drittgrößte Stadt des noch Vereinigten Königreichs. Seit Jahrtausenden haben Menschen am Fluss Clyde sich angesiedelt und um 80 nach Christus besiedelten die Römer den Ort, der wohl damals Cathures hieß, Reste sind heute noch in Glasgow zu sehen. Die Stadt selbst wurde durch den christlichen Missionar Mungo im 6. Jahrhundert gegründet. Der heilige Mungo gilt als der erste Bischof Glasgows und ist Schutzpatron der Stadt sowie Schottlands. Er wird in der römisch-katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Er wurde an der Stelle begraben, wo sich heute in Glasgow die ihm geweihte St. Mungo’s Cathedral erhebt. Seine Heiligenattribute finden sich im Stadtwappen von Glasgow wieder: ein Fisch mit einem Ring im Mund; eine Glocke; ein Rotkehlchen und ein Eichenbaum. Durch die industrielle Revolution wurde Glasgow zu einer der reichsten Städte. Wohlhabende Händler finanzierten spektakuläre Bauten, Parks, Museen und Bibliotheken und Fabriken wurden sogar als wahre Prachtbauten errichtet. In dieser Zeit gründete der Mönch Bruder Walfrid am 6. November 1887 in der St. Mary’s Hall an der East Rose Street den Verein Celtic Football and Athletic Club. Bruder Walfrids Beweggrund war, die Armut im vorwiegend von irischen Einwanderern bewohnten Glasgower East End zu bekämpfen. Kurz darauf wurde eine Wiese an der Dalmarnock Street gemietet, auf der am 13. November das erste Spiel in einer Celtic Park genannten Spielstätte ausgetragen wurde. Am 21. August 1888 trat der Verein der Glasgow and Scottish Football Association bei. Das Stadion wurde 1892 eröffnet und mehrere Male umgebaut und hat heute eine Kapazität von über 60 000 Sitzplätzen. Es ist das größte Stadion in Glasgow, aber nicht in Schottland. Noch heute spielt der Celtic Football Club im Celtic Park, der auch den Spitznamen Paradise trägt. Dies kommt von seiner Lage in unmittelbarer Nachbarschaft eines Friedhofs: It’s like leaving a graveyard to enter paradise, hieß es, und der Name blieb hängen. Mit dem Konkurrenten Glasgow Rangers verbindet Celtic eine der erbittertsten Rivalitäten des Fußballs überhaupt. Celtic und die Rangers stehen für jeweils verschiedene Konfessionen, verschiedene nationale Identitätsgefühle und für verschiedene soziale Klassen. Im Gegensatz zu den protestantischen Rangers, die bis 1989 prinzipiell nur protestantische Fußballer beschäftigten, waren bei Celtic von Beginn an alle Spieler, unabhängig ihrer Herkunft, kulturellen Identität oder Religion, willkommen. Celtic gilt auch als Arbeiterverein. Ein weiterer Grund dieser Rivalität liegt in dem Zugehörigkeitsgefühl der Rangers zur britischen Krone, was die irisch orientierten Celts stört. Die Vereinsfarben Grün-Weiß sind auf die Landesflagge von Irland zurückzuführen und auf dem Dach über dem Spielfeld weht das schottische Andreaskreuz sowie auch die grün-weiß-orange irische Flagge, keineswegs aber der britische „Union Jack“. Das Lokalderby, auch “The Old Firm” genannt, ist ein symbolischer Religions-, National- und Klassenkampf. Die Anhängerschaft ist weltweit durch ihre zahlreiche und lautstarke, aber äußerst friedvolle Unterstützung bei Heimsielen bekannt, davon wollten sich die zahlreich angereisten Borussen überzeugen. Bevor es aber in den Celtic Park ging, war noch genügend Zeit, um einen der vielen Pubs der Stadt einen Besuch abzustatten, eine Besichtigung des Hampton Parks zu machen, welches als ältestes Stadion gilt, geocachen zu gehen oder eine Stadtbesichtigung zu machen und die Statuen mit Warnkegel zu betrachten. Die Stadt entfernt fast täglich diese Warnkegel, aber nach kurzer Zeit befinden sich erneut Warnkegel auf ihnen, die Stadt pflegt übrigens eine Städtepartnerschaft mit Nürnberg und Turin. Am Spieltag wurde die zweite Reisegruppe nach dem Frühstück begrüßt und ihnen die Stadt und vor allem die Vielzahl der Pubs gezeigt. Ein paar Borussen fuhren schon zum Celticpark, aber eine Führung fand am Spieltag nicht statt. Einige gingen auf den Friedhof Necropolis gegenüber der Kathedrale und genossen den tollen Ausblick über die Stadt, andere besuchten die Kathedrale, eine Brauerei oder Museen. Auf dem zentralen Platz, dem George Square, fand ein Familienfest von Celtic statt, so dass sich die meisten Borussen im Merchant Square trafen. Von dort aus startete der angemeldete Fanmarsch zum Stadion. Während die einen die fünf Kilometer durch die Stadt zum Stadion liefen, waren die Bannerbeauftragten bereits vor Ort. Die Banner wurden angebracht und die Sitzplätze aufgesucht. Durch die Sicherheitskontrollen und dem großen Ansturm beim Einlass schafften es nicht alle rechtzeitig zum Spielbeginn im Stadion zu sein und einen Grund zu erleben, warum der Celtic Park als die beliebteste Sportstätte Großbritanniens seit Jahren ist.

Spiel: Unser Trainer André Schubert musste verletzungsbedingt auf Raffael, Thorgan Hazard, Andreas Christensen und Fabian Johnson verzichten. So standen in der Abwehr Oscar Wendt, Yannik Vestergaard, Nico Elvedi und Julian Korb, davor Christoph Kramer und Martin Strobl, gefolgt von Traoré, Lars Stindl und Jonas Hofmann und als Sturmspitze André Hahn auf dem Rasen im Paradise. Unsere Fohlen waren von Beginn an auf der Hut im stimmungsvollen Celtic-Park. Mit schnellen Kombinationen kamen sie immer wieder vor das Tor von Craig Gordon, eine echte Torchance ergab sich aber nicht. Die erste Torchance hatten aber die Gastgeber durch Bitton, seinen Freistoß wehrte Yann Sommer ab. Wenig später hatten unsere Fohlen die erste Torchance. Oscar Wendt spielte auf Traoré, dessen Schuss Torwart Gordon erst im Nachfassen kontrollieren konnte. Unsere Fohlen versteckten sich nicht und kamen durch Jonas Hofmann zur nächsten Möglichkeit, aber wieder war Celtics Torwart Gordon zur Stelle. Unsere Fohlen schienen das Spiel zu dominieren, verpassten aber den Führungstreffer. Kurz vor dem Pausenpfiff kam Celtic durch Sinclair zu einer Chance, der zum Glück für die zahlreichen Gästefans übers Tor schoss.

Nach Wiederanpfiff hatte Celtic durch einen Kopfball von Sinclair die erste Chance im zweiten Durchgang. Die Bemühungen der Gastgeber waren aber nicht von Dauer und so zeigte sich bald ein ähnliches Spiel, wie in der ersten Halbzeit. Es war fast eine Stunde gespielt, da setzte André Hahn einem verlorenen Ball an der Grundlinie nach und konnte das Spielgerät erfolgreich zu Lars Stindl spielen, der sich diese Chance aus nächster Nähe nicht entgehen ließ und den Führungstreffer erzielte. Die Freude bei den mitgereisten Fans war riesig, sollte hier der erste wichtige Auswärtssieg gelingen? Die Boys waren sichtlich geschockt und brauchten einige Zeit. Ihre Bemühungen konnten die Fohlen aber abwehren und sie lauerten auf Konter. Dieser ergab sich etwa eine Viertelstunde vor Spielende. Lars Stindl nutzte einen Fehler von Toure und spielte auf André Hahn, dieser stürmte zielstrebig in Richtung schottisches Tor. Trotz Bedrängnis durch mehrere Gegenspieler traf er zum 2:0. Die Borussen im Stadion trauten ihren Augen nicht und beim Jubel vorm Gästeblock stürmte niemand auf den Rasen. Da es keine Zäune im Stadion gab, wäre es ein Leichtes gewesen. Dies war die Entscheidung der Partie, die Gastgeber kamen nicht mehr zurück ins Spiel. Unser Trainer André Schubert wechselte kurz vor Schluss mit Nico Schulz für Traoré und Patrick Herrmann für André Hahn frische Kräfte. Tony Jantschke wartete vergeblich auf seine Einwechslung auf Höhe der Mittellinie. Einerseits ergab sich in der Nachspielzeit keine Möglichkeit und andererseits beendete der griechische Schiedsrichter Tasos Sidiropoulos am Ende der Nachspielzeit das Spiel.

Fazit: Was für ein tolles Spiel in diesem stimmungsvollen Stadion!!!Durch den verdienten Auswärtssieg im Celtic-Park die Chance auf das Weiterkommen nach der Gruppenphase deutlich gesteigert. Nach dem Spiel wurde mit der Mannschaft gefeiert und etliche Celticfans zollten den Borussen Respekt, indem sie zu ihnen applaudierten, ihre Schals verschenkten oder T-Shirts tauschten. So etwas hatten die wenigsten bisher erlebt. Die übliche halbe Stunde Wartezeit wurde mit Gesängen überbrückt und dann ging es zu Fuß oder mit Taxen zurück in die Innenstadt. Einige stärkten sich mit “Fish and Ships”, ehe man sich ins Nachtleben stürzte. Unterwegs und in den Pubs wurden sie von Schotten zum tollen Spiel und für die Unterstützung ihrer Mannschaft beglückwünscht. Um Mitternacht ging es für einige ins Hotel, andere fanden ein weiteres Pub, welches noch länger geöffnet war. Pünktlich zur Abfahrt des Busses nach Edinburgh waren alle wieder beisammen. Bevor der Flieger über Amsterdam zurück nach Berlin-Tegel startete, war noch Zeit, an der Ostküste der zweitgrößten Stadt Schottlands einen kleinen Besuch abzustatten. Die Stadt ist seit dem 15. Jahrhundert die Hauptstadt von Schottland und seit 1999 sitzt hier das schottische Parlament. Sie ist auch die Hauptstadt der Concil Area “Midlothian” und pflegt eine Städtepartnerschaft mit München. Auch Edinburgh beheimatet zwei rivalisierende Fußballvereine, Hibernian Edinburgh mit irisch-katholischer und Heart of Midlothian mit protestantischer Tradition. In der Stadt befindet sich das größte Stadion Schottlands, das Rugby- und Fußballstadion Murrayfield an dem der Bus vorbeifuhr. Für eine kurze Besichtigung der Stadt wurde die Royal Mile gewählt. Die Royal Mile besteht aus den Straßen Canongate, High Street und Castlehill und hat tatsächlich die Länge einer (schottischen) Meile. Westlich befindet sich das Edinburgh Castle und über die ehemalige Highland Tolbooth Church, heute die St. Giles Cathedral und verschiedener Museen sowie das John Knox-Haus bis zum Palace of Holyroodhouse. Gegenüber diesem Palast befindet sich der moderne Bau des schottischen Parlaments. Quer zur Royal Mile verlaufen im Fischgrätenmuster kleine, häufig extrem steile Gassen, die closes, courts oder auch wynds genannt werden. In der Altstadt befinden sich außerdem mehrere große Marktplätze und Pubs, die aufgesucht wurden. Manch ein Borusse machte eine Stadtrundfahrt mit dem Doppeldeckerbus, andere genossen die schöne Aussicht auf dem Calton Hill oder entdeckten andere schöne Plätze der Stadt. Pünktlich zum Kaffee, waren alle wieder am Bus und es ging zum Flughafen. Der Embraer E-Jet-190 schaffte in 55 Minuten die Strecke von Edinburgh nach Amsterdam-Schipol und durch das knappe Zeitfenster für den Umstieg, ging es zielstrebig durch den großen Flughafen zur Boing 737-800 nach Berlin-Tegel. Pünktlich wurde der Flughafen erreicht und jeder war bestrebt, so schnell wie möglich zum Reisegefährt zu kommen. In den frühen Morgenstunden erreichten alle ihr zu Hause und zufrieden und glücklich über das Erlebte endete wieder ein Wahnsinnsausflug mit unserer Borussia!

KURZSTATISTIK

Celtic Glasgow: Gordon – Lustig, Kolo Touré, Sviatchenko, Tierney – Brown, Biton (63. McGregor) – Forrest (73. Roberts), Rogic (71. Griffiths), Sinclair – Dembelé

Borussia Mönchengladbach: Sommer – Korb, Vestergaard, Elvedi, Wendt – Kramer, Strobl – Traoré (86. N. Schulz), Stindl, Hoffmann – Hahn (90. Herrmann)

weiter im Kader: Sippel (ETW), Dahoud, Sow, Jantschke, Rütten

Trainer: Andre Schubert

Tore: 0:1 Stindl (57.), 0:2 Hahn (77.)

Gelbe Karten: Tierney – Kramer

Schiedsrichter: Anastasios Sidiropoulos (Griechenland)

Zuschauer: 57.500 (ausverkauft)